Zum Streit unter Geschwistern findest du zwei Folgen auf unserem Podcast:

Paula und Tom leben mit ihren beiden Söhnen, Ruby und Fin, die drei Jahre Altersunterschied haben und in der vierten und ersten Klasse sind. Doch wenn die beiden zusammen sind, wackelt manchmal die Welt. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass sie nicht körperlich aufeinander losgehen. Schläge fliegen, es wird laut und wild.

Besonders Paula empfindet die Situation als anstrengend. Während Tom die Streitereien lässig nimmt – schliesslich ist er selbst mit einem Bruder aufgewachsen und hat ähnliche Konflikte erlebt – bleibt Paula innerlich angespannt. «Mit meinem Bruder war das früher auch so,» sagt er, «und heute haben wir ein gutes Verhältnis.»

In ihrem Kopf stellen sich die schlimmsten Szenarien ein: Was, wenn sich einer der Jungs verletzt, und sie ins Krankenhaus fahren müssen? Und der Gedanke «Hören uns die Nachbarn?» stresst sie zusätzlich. Tom hingegen sieht keinen Grund zur Besorgnis und empfindet es als normal, was die Jungs da treiben. Für Paula fühlt sich das ganz anders an. Sie fragt sich, was sie falsch macht. Ist sie nicht in der Lage, ihren Jungs Grenzen zu setzen? Oder sollte sie das Ganze lockerer nehmen?

Geschwister streiten lassen oder Streit schlichten?

Ein häufiges Dilemma ist die Frage, ob und wie man als Elternteil in einen Geschwisterstreit eingreifen sollte. Zum Beispiel die allseits bekannte Frage: «Wer hat angefangen?» ist oft wenig hilfreich, beziehungsweise macht alles noch schlimmer. Stattdessen wäre eine bessere Strategie zu fragen: „Was braucht ihr, damit ihr weiterspielen könnt?“ Ich bin kein Fan von erzwungenen Entschuldigungen, wie sie von manchen Eltern gefordert werden (und trotzdem rutscht mir manchmal noch genau diese Forderung raus), denn dadurch verliert das Wort an Bedeutung. Auch die Aufforderung „Umarmt euch!“ kann als übergriffig empfunden werden – niemand möchte jemanden umarmen, auf den er gerade böse ist.

Manche sagen: Nie eingreifen!

Andere sagen: Die Streits müssen immer begleitet werden, besonders bei kleinen Kindern.

Die Meinungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Sollten Kinder Konflikte alleine lösen oder brauchen sie Unterstützung von uns Erwachsenen? Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Wie denkst du darüber?

Ich sage: Es kommt darauf an. Ich greife je nach Streit ein. Hier lohnt es sich genauer hinzuschauen, warum überhaupt gestritten wird. Wichtig ist, wie eingegriffen wird: Schuldzuweisungen, Laut ausrufen und Beschämungen können zwar kurzfristig zu einer Reduktion des Lärmpegels führen, doch lernen die Kinder daraus nichts Hilfreiches. Wenn du merkst, dass der Streit eher noch mehr eskaliert, wenn du eingreifst, dann schau nochmals genauer hin, wie du reagierst und wie du anders reagieren könntest. Hole dir dazu gerne auch Unterstützung an deine Seite: Eine Freundin von der du weisst, dass ihr das Konfliktmanagement gut gelingt oder du lasst dir professionell einen Impuls in eine mögliche Richtung geben – zum Beispiel mit einem E-Mail Coaching bei mir.

Warum streiten sich Geschwister?

Mit Geschwistern aufzuwachsen ist wie eine tägliche Konflikte-Schule. Man lernt, wie man sich durchsetzt, wie man Kompromisse findet und wie man mit unterschiedlichen Meinungen umgeht. Diese Erfahrungen sind ein wertvolles Training für das Erwachsenenleben, in dem Konflikte allgegenwärtig sind.

Konflikte zwischen Geschwistern sind ein natürlicher Teil des Familienlebens. Sie sind nicht immer angenehm, aber sie bieten die Möglichkeit, wichtige soziale Fähigkeiten zu erlernen – wie das Verhandeln, Verstehen und Akzeptieren anderer Sichtweisen. Trotzdem kann es ganz schön an den nerven zehren, wenn es zu häufigen Streits kommt, insbesondere wenn diese sehr laut werden und wir als Eltern befürchten, dass sich jemand verletzen könnte. In solchen Momenten ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation nicht weiter anzuheizen. Oftmals sind die Konflikte zwischen Geschwistern Ausdruck von Neid, Eifersucht oder dem natürlichen Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Kinder lernen in diesen Auseinandersetzungen, ihre Gefühle auszudrücken und Grenzen zu setzen.

Wichtig: Wie häufig und intensiv Geschwister streiten, hängt stark von individuellen Temperamenten und der Familienkonstellation ab. Manche Kinder suchen Konflikte häufiger als andere – das ist in den meisten Fällen völlig normal. Besonders die bedürfnisstarken Kinder (gefühlsstarke, hochsensible, hochbegabte, ADHS, oder anderswie neurodivergent) können anders oder aus anderen Gründen streiten, als dies viele Eltern auf den ersten Blick erwarten würden, sie können auf überfordernde Situationen mit Aggressionen reagieren oder sich andersweitig nicht neurotypisch verhalten.

Hier die möglichen Arten von Streit. Diese basieren auf unserer – besonders der von Céline Schaub, die Einteilung hat sie zusammengestellt – Erfahrung aus Beratung kombiniert mit der Information aus der Literatur. Nicht alle diese Kategorien kommen bei allen Kindern vor und vielleicht haben deine Kinder noch ganz andere Gründe zu streiten – teile diese Erfahrung sehr gerne mit uns.

Unterschiedliche Bedürfnisse

Viele Streitigkeiten entstehen, weil Kinder unterschiedliche Bedürfnisse haben, die in Konflikt geraten, etwa das Bedürfnis nach Ruhe vs. nach Aktivität. Hier können Eltern vermitteln und den Kindern helfen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren. Oder vielleicht wollen einfach beide Kinder gerade dasselbe haben und streiten um ein Spielzeug, ein Gerät oder Ähnliches.

Hierarchie und Rangordnung klären

Insbesondere bei Geschwistern (oft Brüdern) kann es zu Kämpfen kommen, die der Klärung von Hierarchien dienen. Diese körperlichen Auseinandersetzungen sind häufig Teil des Entwicklungsprozesses und nicht immer problematisch, solange sie in kontrollierten Bahnen verlaufen. Eltern können z. B. eine sichere «Kampfarena» schaffen und klare Regeln aufstellen, um Verletzungen zu vermeiden.

Gefühlsregulation durch Streit

Für einige Kinder wird Streit zu einem Ventil, um ihre Emotionen auszudrücken. Das können Überreizung, Wut oder auch Langeweile sein. Hier kann es helfen, gemeinsam alternative Strategien zu entwickeln, damit sie ihre Gefühle anders regulieren können.

Wettbewerb, Eifersucht und Neid

Geschwister können sich durch Vergleiche oder Unterschiede in Fähigkeiten oder Zuwendung benachteiligt fühlen, was Konflikte auslöst. Eltern sollten Vergleiche vermeiden und stattdessen die individuellen Stärken jedes Kindes hervorheben. Das Bestätigen der Gefühle der Kinder kann ebenfalls hilfreich sein, um den Druck zu reduzieren.

Grenzthemen

Ein häufiger Konfliktgrund bei hochsensiblen oder gefühlsstarken Kindern sind unscharfe Grenzen – etwa zwischen „mein“ und „dein“. Diese Kinder nutzen Streit, um ihre eigenen und die Grenzen des anderen besser wahrzunehmen. Eltern können hier mit den Kindern an klaren räumlichen und emotionalen Abgrenzungen arbeiten, um die Konflikte innerhalb der Familie zu reduzieren.

Aufmerksamkeit und Nähe suchen

In der Podcastfolge diskutieren Céline und ich über die unterschiedlichen Arten von Streit und deren Ursache. Während des Schreibens dieses Artikels habe ich für mich festgestellt, dass für mich «Beziehungsmodell durch Streit», «negative Aufmerksamkeit» und «Bestätigung von Liebe und Wertschätzung» gemeinsam in die Kategorie «Aufmerksamkeit und Nähe suchen» passen. Somit habe ich dies hier so zusammengefasst.

Beziehungsmodell durch Streit

Manche Kinder haben erlebt, dass Streit ein Mittel sein kann, um Nähe oder Aufmerksamkeit zu erhalten. Gemeinsam kann man Wege finden, wie sie auf andere, positive Weise das bekommen, was sie brauchen.

Negative Aufmerksamkeit

Kinder streiten, um die Aufmerksamkeit der Eltern zu bekommen – selbst wenn diese negativ ist, beispielsweise durch Ermahnungen oder Schimpfen. Dies kann dazu führen, dass sie dieses Verhalten verstärken, da es ihnen die gewünschte Aufmerksamkeit verschafft. Eltern sollten hier bewusst nicht reagieren und sich aus solchen Konflikten heraushalten, solange niemand verletzt wird.

Bestätigung von Liebe und Wertschätzung

Manche Kinder nutzen Streit, um die Bestätigung der elterlichen Liebe zu suchen, vor allem wenn sie sich unsicher fühlen. Hier hilft es, den „Liebestopf“ der Kinder bewusst zu füllen, etwa durch Zuwendung und die fünf Sprachen der Liebe.

Generell gilt: Wenn du also das Gefühl hast, dass deine Kinder streiten, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen, kannst du dich einerseits aus dem Streit selbst raushalten – um eine Verstärkung dieses Verhaltens oder auch die Entstehung eines solchen Beziehungsmodells zu verhindern. Darauf kann es auch sehr sinnvoll sein, dass die Liebestöpfe deiner Kinder gefüllt werden. Also dass sie Zuwendung von dir und anderen Betreuungspersonen erhalten und wenn es möglich ist auch Exklusivzeit ohne das oder die Geschwister.

Wie reagiere ich richtig wenn die Kinder streiten?

Ein effektiver Umgang mit diesen Streitereien kann darin bestehen, den Kindern Raum zu geben, ihre Konflikte selbst zu lösen – wenn sei noch kleiner sind, natürlich unter der Aufsicht der Eltern. Dabei können wir ihnen helfen, die richtigen Worte zu finden und Empathie für die Perspektive des anderen zu entwickeln. Es kann hilfreich sein, eine Art „Streit-Regel“ einzuführen, die besagt, dass jeder seine Sichtweise in Ruhe darlegen darf, bevor es zu einer Lösung kommt. Beim Prozess der Erstellung von Streit-Regeln können grössere Kinder miteinbezogen werden, so werden sie sich eher an die Regeln halten (können).

Erst mal hören, was los ist – ist immer ein guter Start. Ist jemand oder etwas in direkter Gefahr und ist es darum wichtig rasch einzugreifen?

Ich finde schon dieses erste hinhorchen kann uns schon einen ersten Abstand von einer übereilten und oft zu lauten Reaktion schützen.

Es ist wichtig, als Elternteil eine vermittelnde Rolle einzunehmen, ohne Partei zu ergreifen. Dabei können folgende Schritte hilfreich sein:

  • Zeit für die Abkühlphase: Manchmal ist es notwendig, die Streithähne zunächst zu trennen und ihnen Zeit zu geben, sich zu beruhigen.
  • Neutral bleiben: Versuche, objektiv an die Situation heranzugehen, ohne deine eigenen Annahmen und Interpretationen in den Raum zu stellen. Stelle dir vor, du filmst die Situation mit einer Kamera.
  • Beide Seiten hören: Lass beide Kinder erzählen, was passiert ist. Vermeide es, nach der Wahrheit zu suchen oder ein Kind als «Schuldner» zu bestimmen.
  • Lösungsorientiert denken: Gemeinsam mit deinen Kindern eine Lösung zu suchen, die für alle passt. Wenn es keine Lösung gibt, kannst du auch eine Idee von dir einbringen, mit dem Risiko, dass die Kinder nicht darauf eingehen möchten.
  • Wertschätzende Kommunikation: Sprich mit deinen Kindern ruhig und verständlich. Achte darauf, dass du ihre Gefühle ernst nimmst. Du kannst auch ihre Gefühle spiegeln; «Das hat dich sehr geärgert, dass deine Schwester deine Barbie mit zu sich rüber genommen hat.» Achtung: Auch wenn das Spiegeln der Gefühle für ganz viele Kinder wunderbar funktioniert, gibt es solche, die das gar nicht toll finden. Insbesondere neurodivergente Kinder können sich dadurch angegriffen oder falsch verstanden fühlen.

Du agierst dabei als Mediatorin statt als Richterin oder Polizistin. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil wir vielleicht schon im Kopf haben, was fair gewesen wäre in der Situation. Wenn ein Kind dem anderen etwas wegnimmt oder kaputt macht, scheint uns der Fall oft klar. Doch ist er wirklich so eindeutig? Häufig wird nicht berücksichtigt, was vorher passiert ist oder welche Dynamik gerade im Hintergrund abläuft. Vielleicht geht es gar nicht um die Sache selbst, sondern um das Regulieren von Gefühlen oder ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. In solchen Momenten bringt es wenig, als Richter:in oder Polizist:in aufzutreten. Besonders bei der Suche nach Aufmerksamkeit kann eine solche Herangehensweise kontraproduktiv sein, da sie oft negative Aufmerksamkeit verstärkt – und damit genau das Gegenteil von dem bewirkt, was man erreichen möchte.

Oft vergessen, aber unglaublich wichtig: Selbstfürsorge

Vergiss dich nicht! Eltern neigen oft dazu, ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. Doch um die Herausforderungen des Alltags zu meistern, ist es wichtig, für sich selbst zu sorgen – sei es durch Pausen, kleine Auszeiten oder einfach ein paar Momente der Ruhe. Streits können sehr laut sein und gerade für die Hochsensiblen unter uns kann dies ein grosser Stressfaktor sein. Hier ist es wichtig zu schauen, was du brauchst – hilft es dir, wenn du Kopfhörer trägst (Pamir, Noise-cancelling), rausgehst oder vielleicht auch einfach in ein anderes Zimmer gehst, wo du dich beschäftigen kannst.

Hast du das Gefühl, dass du dabei sein solltest, wenn deine Kinder streiten, weil sie sich sonst verletzen oder etwas kaput machen könnten, dann überlege, wie das für dich erträglich ist und du vermeidest, dass du in den Konflikt hineingezogen wirst.

Hast du vielleicht selbst ein tieferes Thema mit Konflikten und hättest am liebsten gar keine? Das geht ganz vielen Frauen aus unser Generation so – wir glaub(t)en, dass Streiten etwas schlechtes sei, was man nicht tun dürfe. Oft übergehen wir unsere Bedürfnisse, damit es zu keinem Konflikt kommt oder ein anderes Mitglied aus der Familie versucht möglicherweise zu vermeiden, dass es Konflikte gibt, um dich zu schonen. Hier ist eine grosse Möglichkeit für dich, zu lernen, wieder vernünftig mit Konflikten umzugehen, diese auszuhalten und Wege zu finden, wie man gut gemeinsam Lösungen findet. Auf diesem Weg begleite ich dich sehr gerne, hier kannst du mir von deiner Herausforderung erzählen und wir schauen, was es für dich braucht: goni@mamaleicht.ch.

Was tun bei häufigem Streit?

Eltern können bei häufigem Streit an verschiedenen Punkten ansetzen; einerseits bei sich selbst, andererseits beim Kind. Wobei beim Kind ansetzen meist auch bedeutet, die eigene Reaktion auf das Kind anzupassen und an der Kommunikation zu arbeiten.

Hier einige Impulse, wo du bei dir selbst hinschauen könntest:

  • Deine eigenen Einstellungen und Gedanken gegenüber Streit im allgemeinen.
  • Deine Gedanken über deine Kinder, wenn sie streiten.
  • Welche Gefühle es bei dir auslöst, wenn die Kinder viel streiten.
  • Deine Reaktionen, warum du so reagierst und ob du damit wirklich das erreichst, was du eigentlich möchtest.
  • Welche Bedürfnisse stehen dahinter?

Und noch einige Impulse, was im Umgang mit deinen Kindern dabei helfen könnte, dass es zu weniger Streit kommt.

  • Vergleiche vermeiden: Vergleiche zwischen deinen Kindern sind Gift! Sag niemals Dinge wie: «Dein Bruder kann das besser als du.» oder «Schau mal, deine Schwester ist schon auf dem Töpfchen, du könntest es auch versuchen.» Vergleiche fördern Neid und Minderwertigkeitsgefühle.
  • Auf die Stärken fokussieren: Zeige deinen Kindern, dass jeder von ihnen einzigartig ist und besondere Fähigkeiten hat. Sprich über die individuellen Stärken jedes Kindes und zeige ihnen, wie wertvoll jeder von ihnen ist.
  • Die Gefühle bestätigen: Wenn dein Kind sagt: «Meine Schwester ist so doof!», antworte nicht mit: «Ach, das ist doch nicht schlimm, du bist doch froh, dass du sie hast.» Sondern bestätige das Gefühl: «Ja, manchmal kann eine kleine Schwester richtig nerven. Ich verstehe, dass du dich jetzt ärgerst.»
  • Die «Warum»-Frage vermeiden: Kinder können in vielen Fällen nicht erklären, warum sie etwas getan haben. Frag lieber: «Was ist passiert?», «Wie ist es dazu gekommen?» oder «Was hat dich so wütend gemacht?».
  • Perspektivenwechsel üben: Hilf deinen Kindern, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Sprich mit ihnen über die Perspektive des anderen Kindes: «Was denkst du, hat deine Schwester gedacht, als du ihr das Spielzeug weggenommen hast?»
  • Bedürfnisse erkennen: Ermutige deine Kinder, ihre Bedürfnisse auszusprechen und lerne sie zu respektieren.
  • Ruhephasen schaffen: Kinder brauchen Gelegenheiten, um zur Ruhe zu kommen, ohne dass ein Programmpunkt den nächsten jagt.
  • Klarheit und Familienregeln: Bespreche mit deinen Kindern, welche Regeln im Umgang miteinander gelten und was nicht akzeptabel ist. Es kann auch besprochen werden, wie damit umgegangen wird, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Hier können zum Beispiel Wiedergutmachungen – also ein kleines Geschenk, eine Entschuldigung, ein gemeinsames Spiel, usw. – zum Zuge kommen.

Geschwisterstreit als Chance begreifen

«Schluss mit Geschwisterstreit» denken viele Eltern – doch das wäre gar nicht sinnvoll und auch gar nicht möglich, ohne dass jemand darunter leiden würde.

Konflikte zwischen Geschwistern sind nicht nur normal, sondern bieten auch die Möglichkeit, wichtige Lebenskompetenzen zu erlernen:

  • Emotionale Intelligenz: Kinder lernen, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und zu regulieren.
  • Empathie: Sie üben, sich in andere hineinzuversetzen und deren Gefühle zu verstehen.
  • Kommunikationsfähigkeiten: Sie lernen, Bedürfnisse und Gefühle klar auszudrücken.
  • Lösungsfindung: Gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, fördert Kreativität und Teamfähigkeit.

Ausserdem ist es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, unterschiedliche Meinungen zu haben. Jeder Mensch hat seine eigene Sichtweise und seine eigenen Bedürfnisse. Ein respektvoller Umgang mit diesen Unterschieden ist eine wichtige Lebenslektion und eine Möglichkeit einen Perspektivenwechsel zu üben.
Letztendlich sind Streitereien unter Geschwistern nicht nur unvermeidlich, sondern auch notwendig für die soziale und emotionale Entwicklung. Sie lehren Toleranz, Kompromissbereitschaft und das Streben nach Lösungen – Fähigkeiten, die ein Leben lang nützlich sein werden.

Paula und Tom: Ein Lernprozess für die ganze Familie

Zurück zu Paula und Tom. Indem sie über ihre unterschiedlichen Sichtweisen sprechen, können sie ein besseres Verständnis füreinander entwickeln. Paula könnte lernen, Toms entspanntere Haltung mehr zu schätzen, während Tom Paulas Sorgen ernster nehmen könnte. Vielleicht kann auch Tom öfter die Aufsicht übernehmen oder die Betreuung der Kampfarena, wenn die Kinder streiten, während sich Paula zurückziehen kann.

Indem sie als Team auftreten und den Kindern Raum geben, ihre Konflikte zu lösen, schaffen Paula und Tom nicht nur mehr Ruhe im Alltag, sondern geben ihren Söhnen auch wichtige Lektionen über Respekt, Empathie und Kommunikation mit auf den Weg. Durch die Kombination ihrer Stärken – Paulas Feingefühl und Toms Gelassenheit – können sie nicht nur für ihre Kinder ein Vorbild sein, sondern auch als Paar wachsen.

Denke daran: Konflikte sind kein Scheitern, sondern eine Chance zum Lernen und Wachsen – für deine Kinder und für dich als Eltern. Bleibe geduldig und gelassen, auch wenn es manchmal turbulent zugeht!

Und noch viel wichtiger: Es ist völlig normal, dass du nicht jeden Streit pädagogisch wertvoll gestalten kannst und deinen Kindern nachsichtig und wertschätzend beistehen kannst. Es ist völlig ok, auch die Nase voll zu haben und Abstand zu brauchen, es ist auch voll ok, wenn du dann mal laut wirst – ja, auch mir passiert das hin und wieder. Das hängt so sehr von Tagesform, anderen Themen, welche dich beschäftigen, Triggerpunkten, usw. ab.