«Aber ich muss doch funktionieren!»
Ein häufig gehörter Satz von Müttern, auch wenn sie schon kaum noch können. Doch wann ist es noch «nur ein Ausgebrannt-Sein als Mutter und wann schon ein Mama-Burnout?
Sonja hat bis zu der Geburt ihrer Kinder als Projektmanagerin gearbeitet. Weil sie für ihre Kinder da sein möchte, hat sie sich entschieden nach der Elternzeit teilzeit zurück in ihren Job zu gehen.
Im Job hat sie das Gefühl immer ein bisschen mehr leisten zu müssen, damit sie von ihren Kollegen weiter respektiert wird, auch als Teilzeitangestellte. Gleichzeitig will sie in ihrer Mutterrolle alles richtig machen. Sie möchte liebevoll mit ihren Kindern umgehen, sie fördern und sich Zeit für sie nehmen.
Es ist ihr auch wichtig, dass die Familie gesund isst, biologisch und nachhaltig einkauft und die Spielsachen pädagogisch wertvoll sind.
Wenn sie rausgeht, möchte sie hübsch aussehen, auch die Kinder sollen anständig angezogen sein; Streifen, Einhörner und Punkte mischen ist keine Option.
Sonja ist eine Vorzeige-Mama
Sie bekommt viel Anerkennung aus dem Umfeld, was sie alles schaffe und wie hübsch sie immer aussehe. Auch seien ihre Kinder ja so lieb und ihr Haushalt immer aufgeräumt. Das macht Sonja stolz. Daraus schöpft sie Energie.
Jedoch verpufft diese Energie meist schon nach kürzester Zeit. Nachhaltig ist anders.
Dann ist sie wieder erschöpft und ausgebrannt. In solchen Momenten sagt sich Sonja: “Ich muss nur noch ein bisschen durchhalten, bald wird es einfacher, wenn die Kinder grösser sind.”
Oder wenn der Frühling kommt und nicht mehr alle die ganze Zeit krank sind.
Vielleicht schafft es auch der Partner endlich, etwas weniger Überstunden zu machen, damit er sie mehr unterstützen kann.
Eine Mutter zu sein geniesst sie nicht mehr so oft. Dabei sind ihre Kinder absolute Wunschkinder.
Stattdessen überwiegen an vielen Tagen die Momente, wo sie nicht mehr kann.
Ich kann nicht mehr
Doch sie glaubt, eine gute Mutter müsse immer funktionieren.
Sie verhält sich oft anders, als sie es gerne möchte, ist schnell genervt und wird auch mal laut. Manchmal würde sie gerne mitweinen, wenn der kleine Sohn traurig ist oder die Tochter in ihrer Wut stehen lassen.
Abends wenn die Kinder endlich im Bett sind, hätte sie gerne ein paar Minuten für sich.
Dem Partner möchte sie jedoch auch zuhören, sowie wieder mal Zärtlichkeiten austauschen. Statdessen nörgelt sie am Partner herum und die Zeit zu zweit artet in einem Streit aus.
Ihre Vermutung, dass sie sich in Richtung Mama-Burnout bewegt, behält sie für sich.
Wenn es keiner sieht, kann sie manchmal ihren Gefühlen freien Lauf lassen und weinen. Es fühlt sich gut an einfach mal alles rauszulassen, was sie ständig in sich hineinfrisst.
Fühlst du dich manchmal ein bisschen wie Sonja?
Ein Mama-Burnout ist nicht von einem zum anderen Tag da, sondern entwickelt sich langsam, während die Symptome immer stärker werden.
In diesem Artikel
Mama-Erschöpfung
Bist du öfter mal erschöpft? Ausgebrannt? Leicht reizbar? Überfordert? Unendlich müde? Verzweifelt? Hast Schwierigkeiten dich zu motivieren? Wenn du einen Moment für dich hast, fällt es dir schwer abzuschalten? Abends gehst du im Geiste deine ToDo Liste durch, statt endlich zu schlafen?
Dann bist du vielleicht noch nicht wie Sonja, aber bewegst dich möglicherweise in eine ähnliche Richtung.
Zu jedem Zeitpunkt ist es möglich zu versuchen, das Ruder herumzureissen und (wieder) gut zu dir zu schauen, um ein Mama-Burnout zu umgehen.
Oft höre ich von Müttern, wie erschöpft und ausgebrannt sie sich fühlen. Aber so sei es halt, das sei normal und sie müssen da durch. Es würde schon vorbeigehen und irgendwie kommen sie ja schon durch den Tag.
Doch wie lange? Und möchtest du wirklich ein Leben führen, wo es einfach gerade so geht?
Wenn du ständig an deine Grenzen stösst, dann braucht es gar nicht mehr so viel bis du irgendwann darüber hinausschiesst.
Und so kann es zu einem Mama-Burnout kommen.
Mit diesen Tipps kannst du deine Energie-Tanks wieder etwas auffüllen.
Was sind die Symptome eines Mama-Burnouts?
Typische Kennzeichen sind Erschöpfung, Gleichgültigkeit und geringe Leistungsfähigkeit.
Erschöpfung kennen wohl alle Eltern und diese ist auch in einem gewissen Mass normal, sowie tragbar für die meisten Mamas. Doch wenn eine permanente Erschöpfung vorliegt, mit dem Gefühl einer Leere, fehlender körperlicher Kräfte und Ausgebrannt-Sein als Mutter, dann lohnt es sich genauer hinzuschauen.
Die Gleichgültigkeit den Kindern gegenüber kann von einem Desinteresse an ihren Erlebnissen bis zu dem Vergessen der Nahrungszubereitung reichen. Die Empathie leidet stark unter diesem Zustand und die Empfindungen anderer Personen, speziell der Kinder, können nicht mehr nachvollzogen werden.
Mit der reduzierten Leistungsfähigkeit geht oft der Verlust der Identifikation mit der Rolle als Mutter einher. Gerade bei Mamas, die eigentlich in ihrer Rolle aufgegangen sind und dann gar nicht mehr so Lust darauf haben, kann man dies deutlich sehen. Am liebsten würde man abhauen oder sich verstecken, um nicht mehr die ganzen Kinder-Sachen machen zu müssen.
Dazu können Gefühle der Kraftlosigkeit und des Ausgebrannt-Seins als Mutter kommen.
Mama-Burnout Symptome
- Erschöpfung, Gleichgültigkeit und geringe Leistungsfähigkeit
- erhöhte Reizbarkeit, starke Müdigkeit, geringe Belastbarkeit, fehlende Motivation, Selbstzweifel, innere Leere und eine abnehmende Empathiefähigkeit
- Gleichgültigkeit den Kindern gegenüber
- Depressive Phasen, Angstzustände, Schlafstörungen
- Muskelverspannungen, Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, Herzrasen
Es ist alles zu viel und es ist kein Ende in Sicht
Ein Mama-Burnout ist nicht plötzlich da, sondern entsteht meist nach und nach in verschiedenen Phasen, wobei die Übergänge fliessend sein können. Früh erkannt stehen die Chancen das Ruder herumreissen zu können viel besser. Wenn du dich also in einigen der oben genannten Symptomen wiedererkennst, dann hole dir bitte Hilfe. Du kannst dich an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin, eine Beratungsstelle für Mütter, eine*n Psychologin*en oder eine*n Coach wenden, der*die sich mit diesem Thema auskennt.
Es gibt viele Online-Tests, welche dich dabei unterstützen können, um dein Burnout-Risiko einzuschätzen. Diese Tests sind zwar mit Vorsicht zu geniessen und ersetzen nicht den Besuch bei einer Fachperson. Diesen Selbsttest für Eltern zum Herunterladen vom Schweizer Elternmagazin Fritz&Fränzi finde ich gut auf die spezifischen Herausforderungen von Eltern angepasst.
Viele Mütter stehen ständig kurz vor dem Mama-Burnout
Erkennst du einige der Anzeichen für ein Mama-Burnout bei dir? Viele Mütter haben ab und zu Momente oder sogar Tage, wo eine ganze Reihe der typischen Symptome zutrifft. Wenn die Kinder krank sind und gleichzeitig ein Projekt auf der Arbeit fertiggestellt werden sollte, zum Beispiel.
Ich kenne das auch von mir, als ich beruflich viel um die Ohren hatte und praktisch jede freie Minute gearbeitet hatte.
Auch ich habe einen Hang zum Perfektionismus, ich möchte alles alleine schaffen, stark sein, eine einfühlsame Mutter sein, eine liebevolle Partnerin und eine wundervolle Freundin.
Gleichzeitig hatte mein Partner ebenfalls viel zu tun. Auch er wollte mehr freie Minuten haben, um noch mehr Arbeit unterzubringen. Dazu hat mein grosses Kind Zähne bekommen und hing gefühlt die halbe Nacht an meiner Brust.
Ich fühlte die Müdigkeit, die Erschöpfung, das aufkommende Desinteresse, in meinem Kopf schien einfach kein Platz mehr zu sein für irgendetwas Zusätzliches.
Ich wollte einfach nur noch ins Bett. Oder weinen.
Auch ich hatte in diesem Moment den Gedanken “ich muss funktionieren”. Zum Glück war es bei mir nur eine Phase und das Ende absehbar. Doch haben wir uns fest vorgenommen, dass wir in Zukunft besser planen, um solche Momente zu vermeiden.
Wird das immer gelingen? Wohl kaum – aber ich glaube das Wissen, dass es eine Phase ist und sich die Dinge bald wieder anders aussehen werden, hilft viel.
Was Mütter beschreiben, die in ein Mama-Burnout geschlittert sind, ist auch das Gefühl, dass diese Aufgaben, Gefühle und Gedanken nie mehr enden werden oder zumindest nicht so bald, wie sie es bräuchten.
Dabei braucht es keinen Arbeits-Peak, ein krankes Kind oder ein anderes Unglück.
Der ganz normale Familienalltag reicht oft schon aus, um an die Grenzen zu kommen. Manchmal sogar ohne den Haushalt besonders gut machen zu wollen, ohne Ausflüge, ohne Themen-Kuchen backen und ohne Konflikte.
Warum sind wir Mütter so erschöpft?
Dazu gibt es ganz viele verschiedene Antworten:
- Wegen fehlendem Schlaf
- Weil wir ziemlich viel unter einen Hut bringen müssen
- Wegen der hohen Ansprüche an uns selbst
- Weil wir viele Termine haben
- Wegen der hohen Ansprüche an unsere Kinder
- Weil wir kein “Dorf” haben (also weil wir als Eltern alleine für unsere Kinder zuständig sind)
- Wegen der hohen Ansprüche der Gesellschaft an uns
- Weil Betreuungsplätze fehlen
- Wegen der fehlenden Emotionsregulation
- Weil Kinder nicht nach Plan funktionieren
- Wegen des vorherrschenden Mutter-Ideals
- Weil wir so einen grossen Rucksack von eigenen Erfahrungen mit uns tragen
- Wegen unserer langen ToDo Listen
- Weil die Erwerbsarbeit nicht familienfreundlich organisiert ist
- Wegen unseres Perfektionismus
- Weil wir nicht gelernt haben, gut zu uns zu schauen
- Wegen übergangener Grenzen
- Weil wir nicht für unsere Bedürfnisse einstehen
Was würdest du noch zu dieser Liste hinzufügen?
Was tun gegen das Ausgebrannt-Sein als Mutter?
Als Tipps gegen das Ausgebrannt-Sein und Erschöpft-Fühlen wird oft empfohlen mehr Pausen in den Tag einzubauen und besser zu sich zu schauen.
Während Selbstfürsorge wirklich wichtig ist und besonders als Eltern zentral, reicht das oft nicht aus oder ist teilweise schlicht nicht möglich.
Besonders mit sehr kleinen Kindern kann es schwierig sein, vernünftige Pausen in den Alltag einzubauen.
Bis die Kinder etwa 18 Monate sind können wir nicht einfach sagen “warte kurz, Mama hat ihre 5 Minuten Auszeit mit ihrem Kaffee.”.
Später können wir das zwar sagen, aber ob es funktioniert ist eine andere Frage. Wenn sich der 5-jährige beim Basteln in den Finger geschnitten hat, dann werden wir ihn nicht einfach warten lassen und auch nicht die 13-jährige in ihrem ersten Liebeskummer.
Nur ein bisschen öfter Pausen machen wird das Mama-Burnout kaum abwenden können
Zum Glück gibt es Momente, in denen keine solchen Dinge geschehen und wir tatsächlich einen Kaffee in Ruhe trinken können – wunderbar. Weil Ruhe, Schlaf und Entspannung so wichtig sind in unserem Mama-Alltag, habe ich diesen Tipp trotzdem an die erste Stelle gestellt.
Keiner der Tipps ist für alle Mamas zu jeder Zeit umsetzbar. Stresse dich nicht damit und suche etwas heraus, was dich anspricht.
Oder treffe mich zu einem unverbindlichen Kennenlerngespräch. Dabei plaudern wir, schauen deine aktuellen Herausforderungen an und finden Möglichkeiten. Hab keine Hemmungen, wir werden bestimmt beide von dem Gespräch profitieren, auch wenn sich keine weitere Zusammenarbeit ergibt.
Wenn du dich lieber schriftlich bei mir melden möchtest, ist das voll ok. Du erreichst mich unter goni@mamaleicht.ch.
Was man als Mama tun kann, wenn man nicht mehr kann
Tipp 1: Zeit für dich – Inseln im Alltag gegen das Mama-Burnout
Mit gefällt das Bild der “Inseln im Alltag” besonders gut. Denn diese können so erholsam sein wie eine tropische Insel mit Palme und Sandstrand. Es gibt grosse Inseln, kleine Inseln und viele Zwischengrössen.
- Eine kleine Insel kann eine 5 Minuten Auszeit bei einem Tee sein und weil dies manchmal einfach schlicht nicht drinliegt, kann es auch ans Fenster stehen und einmal tief durchatmen sein. Diese Zeit gehört dann einfach nur dir und deinem Tee oder deinem Atem. Lasse das Handy liegen und versuche deine Gedanken bei deiner Tätigkeit zu halten (viel zu gerne planen wir Mütter in solchen Momenten schon den Rest des Tages durch).
- Grosse Inseln sind Abende für dich im Schaumbad, ein Kinobesuch mit deinem Partner oder einen Wellnesstag mit Freundinnen. Also mehrstündige Auszeiten. Solche können länger im Voraus geplant werden und die Vorfreude darauf kann dir auch schon Energie spenden.
- Dazwischen gibt es ganz viele mittelgrosse Inseln. Diese füllst du am besten mit einer entspannenden Tätigkeit aus (Yoga, meditieren, schlafen, ein gutes Buch lesen….), sowie körperlichen Aktivitäten, also Bewegung draussen oder du besuchst einen Kurs, wo du als Bonus den Austausch mit anderen Menschen hast.
- Nimm dir die Pause bevor es gar nicht mehr geht. Am besten baust du regelmässig kleine Inseln in deinen Alltag mit ein.
- Nimm dir die Pausen, auch wenn du noch nicht mit allem fertig bist.
Denn wann ist eine Mutter schon fertig mit allem?
- Mach Pausen auch mit den Kindern, nicht nur für dich alleine. Bleibe einen Moment bei deinem spielenden Kind sitzen, auch wenn es selbständig spielt. Setz dich auf eine Bank, während dein Kind den Käfer beobachtet (statt zu sagen, ihr müsstet nun wirklich los, weil es sonst zu spät Abendbrot gibt).
Tipp 2: Kürze deine ToDo Listen
Mama-ToDo Listen sind oft so lang, dass man damit ein Zimmer tapezieren könnte.
Unerfüllte Tätigkeiten erzeugen Frust und ein schlechtes Gefühl. Abends erkennst du dann eher, was du alles nicht geschafft hast, statt, was du alles geschafft hast.
Darum: Weg mit den hohen Ansprüchen und die 5 gerade sein lassen
Ein sauberer Haushalt ist etwas für Tage, wo noch viele Ressourcen übrig geblieben sind. An Tagen, wo du erschöpft bist lässt du alles liegen, was nicht überlebensnotwendig ist.
Reduziere auch die ToDos deiner Familie. Plane die Tage mit viel Reservezeit, damit ihr weniger oft in Eile kommt. Unternehmt lieber weniger und macht diese Dinge dafür mit viel mehr Genuss.
Vielleicht hilft es dir alles nach Prioritäten zu sortieren und nur die ersten 5 Punkte zu behalten. Der Rest kann in eine Schublade und darf erst wieder raus, wenn du überflüssige Ressourcen zur Verfügung hast.
Tipp 3: Entwickle ein Bewusstsein für den Füllstand deiner Batterien
Oft wird uns erst bewusst, dass wir zu viel Energie verbraucht haben, wenn die Batterien schon leer sind.
Dann reicht das letzte Restchen nur noch fürs Funktionieren. Etwas unternehmen, was die Batterie wieder auffüllen könnte, ist dann nicht mehr drin. Geschweige denn Konflikte konstruktiv zu lösen oder auf deine Kinder einzugehen.
Jede Aktivität kann sich dann anstrengend anhören, sogar Dinge, die dir eigentlich Spass machen würden. Das führt zu einem Teufelskreis der dich rasch in Richtung Mama-Burnout ziehen kann.
Darum ist es so wichtig ein Gefühl für den Füllstand deiner Batterien zu entwickeln.
Spürst du, wenn deine Batterien leer sind und kannst erkennen, wie der Füllstand gerade ist?
Weisst du, was dir Energie spendet und wo du eher Energie verlierst?
Möchtest du genauer hinschauen, wie du mehr Energie tanken kannst? Vielleicht mit dem kostenlosen Mama-Energy-Booster.
Tipp 4: Dein Körper spricht mit dir
Nicht nur im Bezug auf deine Batterieladung lohnt es sich etwas mehr in dich hinein zu spüren. Wusstest du, dass du über deinen Körper deinen allgemeinen Zustand herausfinden kannst?
So ist es möglich über den Körper herauszuspüren, wann du von deinen Kindern getriggert wurdest und möglicherweise bald die Wut folgt. Gelingt es diese Dinge früher zu erkennen, kannst du eine Explosion manchmal sogar verhindern.
Du kannst über deinen Körper erspüren, wann jemand an eine Grenze von dir gestossen ist und es ist dir möglich, diese besser zu schützen.
Dein Körper signalisiert dir auch, wann du Ruhe brauchst, wann du Nähe möchtest und wann du dringend Unterstützung benötigst.
Ich persönlich finde es einfacher über meinen Körper zu erkennen, was ich brauche, denn der Geist ist oft mit zu vielen anderen Sachen beschäftigt.
Wie das geht?
Mit Achtsamkeit.
Du kannst während einfacher Tätigkeiten kurz den Blick nach innen richten und dich fragen, was du in deinem Körper spürst.
Wie ist deine Körperhaltung? Bist du entspannt? Fühlst du irgendwo eine Anspannung?
Tipp 5: Stehe für deine persönlichen Grenzen ein
Wenn jemand deine Grenzen übertritt, dann ist das unangenehm. In einem solchen Moment möchtest du diese Person möglichst wieder aus «deinem Gärtchen» raushaben. Das kann dir deine Empathiefähigkeit und deine Geduld rauben.
Gelingt es dir, deine Grenzen abzustecken, kannst du eine Eskalation oft verhindern.
Viele Frauen sind sich nicht gewohnt ihre Grenzen zu spüren und abzustecken.
Das hängt oft mit unseren Mustern, Prägungen und Glaubenssätzen zusammen, die beispielsweise wie folgt lauten können:
- Es ist wichtig, freundlich, zuvorkommend und höflich zu sein
- Ich darf nicht in der Schuld einer anderen Person sein
- Wenn ich empfindlich oder schwierig bin, dann bin ich anderen lästig
Darum haben sich viele das Grenzen setzen und vielleicht sogar das Spüren einer Grenzüberschreitung abtrainiert.
Erkennen kannst du die Überschreitung durch Anzeichen wie einen schnellen Herzschlag, eine veränderte Atmung, das Gefühl fremdbestimmt zu sein, nicht gesehen zu werden oder nicht ernst genommen zu werden.
Vielleicht empfindest du einen Widerstand gegen Berührungen und möchtest am liebsten weg aus der Situation.
Welche dieser Anzeichen kennst du?
Erkennst du eine Grenze, dann stehe dafür ein. Das ist nicht nur für deine eigene psychische Gesundheit wichtig, sondern du bist auch ein wichtiges Vorbild für deine Kinder. Sie werden lernen besser ihre Grenzen zu setzen, zum Beispiel gegen körperliche Annäherungen eines anderen Kindes oder um bei einem Streich nicht mitzumachen, wenn sie das eigentlich nicht möchten.
Eine Grenze darf durchaus etwas Weiches sein. So ist es an einem entspannten Tag ok für dich 7 verschiedene Essensoptionen für dein Kind zu suchen, wenn es auf nichts Lust zu haben scheint. An einem anstrengenden Tag kann aber auch schon bei Option zwei Schluss sein.
Sage dann klar Nein. Stehe zu deinem Nein und erkläre deiner Familie, wo deine Grenze liegt.
Kommunizierst du diese nicht, können sie keine Rücksicht darauf nehmen.
Tipp 6: Gut genug
Wir brauchen als Eltern keinen Perfektionismus, der stresst uns und macht Druck.
Sag dir öfter mal, dass es ok ist.
- Es ist ok, nicht alles zu schaffen.
- Es ist ok, sich gestresst zu fühlen.
- Es ist ok, ungeschminkt zum Spielplatz zu gehen.
- Es ist ok, eine Pizza zu bestellen, wenn durch Käfer-Beobachtungen die Zeit zum Kochen fehlt.
- Es ist ok, mit der ganzen Familie vor dem Fernseher zu sitzen, wenn keiner mehr Energie für etwas anderes hat.
Ich finde es schön in den sozialen Medien immer mehr Eltern zu sehen, die zeigen wie unperfekt sie sind. Denn die schöne, perfekte Welt der sozialen Medien kann den Leistungsdruck auf uns Mamas noch verstärken.
Folge den Perfektionisten auf Social Media lieber nicht. Suche dir Accounts aus, die zeigen, wie das Leben wirklich ist (oder lasse die sozialen Medien gleich ganz weg).
#gutgenug
Dies ist zum Beispiel über den Hashtag #gutgenug möglich.
Dieser wurde stark von Nora Imlau geprägt. Übrigens eine Autorin, die ich nur empfehlen kann. Ihr Buch “Dein Familienkompass*” gibt nicht nur praktische Hilfestellungen, um die Bedürfnisse alles Familienmitglieder zu berücksichtigen, sondern auch Ideen, wie du dies mit deinem Inneren vereinbaren kannst. Untermauert wird das Ganze von vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Tipp 7: Selbstvorwürfe nutzen
Gerade wenn die Energie weg ist, sind wir schneller gereizt, weniger empathisch und alles, was wir im Kurs für gewaltfreie Kommunikation* gelernt haben ist in weite Ferne gerückt.
In solchen Momenten werden Drohungen ausgesprochen, die Kinder erpresst und «wenn…., dann…» Sätze verwendet, die eigentlich aus dem Wortschatz verbannt wurden.
Auch der Tonfall wird unmöglich und die Kinder nerven nur noch.
Ist das passiert, dann folgen oft hinterher Schuldgefühle und Selbstvorwürfe. Wir wissen, dass uns diese nicht gut tun und uns weiter Energie rauben. Der erste Impuls ist diese Gefühle wegzuschieben. Doch funktioniert das oft nicht und die Vorwürfe sitzen uns doch im Nacken und werden durch das Gefühl von Scham ergänzt.
Versuche diese Gefühle nicht wegzuschieben, denn auch sie haben ihre Berechtigung und sind wichtig für uns. Verdrängte Gefühle können in Richtung Mama-Burnout weisen.
Nimm darum die Selbstvorwürfe, die Scham und die Schuld an. Sag Hallo zu diesen Gefühlen und lasse sie dir erzählen, warum sie da sind und was du aus ihrer Anwesenheit lernen kannst.
Sage dann auf Wiedersehen und lasse die drei wieder ziehen.
Denn ein Wiedersehen gibt es bestimmt schon bald.
Tipp 8: Unterstützen lassen
Stark sein, alles schaffen und niemanden mit deinen Problemen nerven.
Das sind Grundsätze, die viele Mamas unter Druck setzen. Viele davon haben wir von unseren eigenen Müttern kopiert oder während der Kindheit gelernt.
Doch ist es gar nicht so relevant, woher diese Ideen kommen. Viel wichtiger ist es, diese nun bewusst abzulegen.
Bestimmt gibt es auch in deinem Umfeld Menschen, die gerne helfen; Grosseltern, Tanten, Onkel, Freundinnen, Nachbarn – sie alle können einspringen.
Auch eine Haushaltshilfe kann Wunder wirken oder das Nachbarsmädchen kann dein Kind einen Nachmittag lang hüten, während du ein ausgiebiges Bad nimmst und ein Buch liest.
So gerne wir alles alleine schaffen möchten, so unrealistisch ist es doch.
Jede von uns kennt eine Mutter, die alles und noch mehr alleine schafft und dabei auch noch grossartig aussieht. Doch das muss kein Massstab sein. Spüre selbst, was du brauchst und wobei du Unterstützung annehmen möchtest.
Wenn du dich bis ins Mama-Burnout auslaugst, dann kannst du am Ende eine Weile für gar niemanden mehr da sein und schaffst nur noch wenig selbst.
Und wahrscheinlich ist bei der Supermama bei näherem Hinschauen auch überhaupt gar nicht alles so perfekt.
Tipp 9: Soziale Kontakte gegen das Mama-Burnout
Viele Mütter fühlen sich einsam. Wenn Gespräche über Lego, Feen und Autos den Alltag dominieren, kann es an intellektueller Herausforderung fehlen. Kinder können keine Freundin ersetzen.
Als Mama ist es wichtig Freundschaften zu pflegen und sich regelmässig mit Erwachsenen auszutauschen.
Einerseits, um ein offenes Ohr für die persönlichen Herausforderungen zu haben. Aber auch, um über andere Themen als Windeln, Schulaufgaben und Wutanfälle zu sprechen.
Bei einem Abend mit Freundinnen kannst du Energie tanken, dich ausweinen und für andere da sein. Du erlebst Zugehörigkeit und kannst einfach so sein, wie du bist.
Vielleicht hast du durch die Kinder den Kontakt zu deinen Freunden von früher verloren?
Das kann passieren.
Doch es gibt auch viele andere Frauen, die sich neue Gesprächspartner wünschen. Besuche Kurse oder Treffpunkte, um ins Gespräch mit anderen Menschen zu kommen.
Ich habe viele neue Freundinnen beim Rückbildungsyoga, im Babyschwimmen und in der Krabbelgruppe gefunden.
Leider ist auch bei mir der Kontakt mit einigen Freunden von früher immer weniger geworden und wir sehen uns teilweise kaum noch. Mit Kindern ist es gar nicht so einfach Freundschaften über längere Distanzen und mit Freunden ohne Kinder aufrecht zu erhalten.
Umso mehr geniesse ich die Besuche auf dem Spielplatz oder Abenteuer im Wald mit meinen neuen Mama-Freunden. So können die Kinder gemeinsam spielen und wir können plaudern. Für mich die perfekte Kombination zwischen Aktivität mit dem Kind und sozialen Kontakten für mich.
Bestimmt kannst du für dich etwas finden, was sich in deinen Alltag integrieren lässt; vielleicht einen Mädelsabend jede Woche oder wenn du zusätzlich auswärts arbeitest ein Mittagessen gemeinsam mit einer lieben Kollegin.
Sport lässt sich auch gut verbinden mit sozialen Kontakten, so kannst du mit einer Freundin Fahrrad fahren gehen oder einen Kurs besuchen.
Tipp 10: Was wäre, wenn es ok ist überfordert zu sein?
Fällt es dir leicht zuzugeben, wenn es dir zuviel wird?
Hast du deine ToDo-Listen schon verkürzt oder kämpfst du mit dem Gedanken, dass doch alles darauf wichtig ist?
Gelingt es dir, für deine Grenzen einzustehen?
Traust du dich zuzuhören, was dir deine Schuldgefühle erzählen möchten?
Nimmst du gerne Unterstützung an?
Bei einigen dieser Fragen wirst du antworten “Ja klar, kein Thema.” und bei anderen wohl eher “Nein, geht gar nicht”.
Fühlst du einen inneren Widerstand bei einem der Tipps und bei den obigen Fragen? Dann könnte es sich lohnen dort genauer hinzuschauen.
Wenn du dir Unterstützung wünschst, um bei diesen Themen genauer hinzuschauen, dann melde dich sehr gerne bei mir oder suche dir eine*n andere*n Expertin*en, die*der zu dir passt.
Wie wäre es, wenn es ok wäre, überfordert zu sein, Hilfe anzunehmen oder nicht alles zu schaffen?
Stoppe hier einen Moment und fühle dich hinein. Wie wäre es?
Vielleicht antwortest du mit: “Das wäre schon gut, aber….”
…. die anderen brauchen mich
…. ich muss doch funktionieren
…. es ist wichtig, dass ich immer frisch koche, mein Haushalt hübsch aussieht, ich mich regelmässig bei der Oma melde, ……
Meist sind es jedoch gar nicht die “anderen”, welche diese Erwartungen an uns haben, sondern wir selbst.
- Ich möchte alles schaffen, weil ich glaube, dass ich dann mehr geliebt werde.
- Wenn ich um Hilfe bitte, habe ich Angst, mich damit von jemandem abhängig zu machen.
- Nur wenn mein Kind auch so ein tolles Geburtstagsfest feiert, glaube ich bei den anderen Müttern dazugehören zu können.
Solche Glaubenssätze von unserem inneren Kind, dem inneren Kritiker und weiteren Mitgliedern unseres inneren Teams, bringen uns dazu extrem hohe Ansprüche an uns selbst zu haben.
Oft geht es uns dabei Bedürfnisse zu befriedigen, wie geliebt zu werden, Sicherheit, Zugehörigkeit oder die Autonomie zu wahren.
Bei genauerem Hinsehen stimmen diese Glaubenssätze vielleicht gar nicht mehr oder es gäbe Alternativen, um dieselben Bedürfnisse zu befriedigen.
Lass uns das Beispiel anschauen “Ich werde nur geliebt, wenn ich alles schaffe.”
Stimmt das? Ist das wirklich so? Werden dich deine Kinder, dein Mann, deine Eltern und deine Freundinnen nur lieben, wenn du alles schaffst oder vielleicht auch dann, wenn du Schwächen zugibst?
Betrachte solche Glaubenssätze genauer und löse auf, was dir nicht dienlich ist.
Falls du unter einem Burnout leidest oder das Gefühl hast gerade in eins zu schlittern, dann hole dir bitte Hilfe.
Hole dir Unterstützung, spreche mit Freuden, mit der Familie, frage deinen Arzt oder besuche eine Elternberatung. Bespreche deine Herausforderungen mit einer Fachperson, einem Psychologen oder einem Coach wie mir. Kontaktiere mich gerne auf goni@mamaleicht.ch
Was hat dir bisher am besten geholfen, um aus Phasen der Erschöpfung wieder herauszufinden?
Wenn du Lust hast, hinterlasse deine eigenen Erkenntnisse als Kommentar. Bestimmt kannst du damit andere Mamas unterstützen, die gerade nicht sehen, wie sie aus ihrem Tief wieder raus kommen.
Goni Boller ist Mentorin und Coach für Mütter, die einen gelasseneren und klareren Umgang mit ihren bedürfnisstarken und vielseitigen Kindern finden möchten. Sie unterstützt Eltern dabei, herausfordernde Situationen besser zu meistern, mehr Ruhe und Sicherheit im Familienalltag zu gewinnen und die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Blick zu behalten. Mit ihrem Wissen aus Hirnforschung, Neurodiversität, Psychologie und der kindlichen Entwicklung begleitet sie Mütter auf ihrem individuellen Weg, ein achtsames und stärkendes Familienleben zu gestalten.