Fragst du dich, ob dein Kind vielleicht hochsensibel sein könnte? Weil es auf Lärm, grelles Licht und grosse Menschenmengen sensibel reagiert? Weil es so rasch von seinen Gefühlen überschwemmt wird – ob von Freude oder von Schmerz? Weil es kleine Schönheiten in Alltäglichem registriert und sich so viele Gedanken über die Welt macht?
Oder fragst du dich, was denn nun hochsensibel, hochsensitiv, hypersensibel, neurosensitiv und so weiter bedeutet? Die meisten Experten würden diese Begriffe gleichsetzen und sehen dies als Ausdruck dafür, dass Reize über unsere Sinne stärker wahrgenommen und/oder intensiver verarbeitet werden. Es gibt auch Experten, welche die Ansicht vertreten, dass Hochsensibilität ein anderer Ausdruck für Neurotizität (aus dem Persönlichkeitsmodell Big 5, von dem ich persönlich kein grosser Fan bin) sei, dies wurde jedoch auch schon mehrfach widerlegt; zwar gibt es viele Überschneidungen, aber auch klare Unterschiede. Auch gibt es Personen, welche hochsensitiv eher im spirituellen oder esoterischen Bereich verorten und für Personen verwenden, deren sechsten und siebten Sinne sehr ausgeprägt sind. Ich persönlich nutze die Begriffe synonym.
Folgende 10 Eigenschaften könne darauf hindeuten, dass dein Kind hochsensibel oder hochsensitiv sein könnte
Empfindlichkeit gegenüber Reizen: Stört sich an kratzenden Stoffen, lauten Geräuschen, intensiven Gerüchen oder grellem Licht.
Emotionale Intensität: Reagiert stark auf Freude, Trauer oder Frustration.
Ausgeprägte Empathie: Spürt Stimmungen anderer und nimmt sich Konflikte zu Herzen.
Rückzug nach anstrengenden Tagen: Braucht viel Zeit, um sich nach aufregenden Erlebnissen zu entspannen.
Detaillierte Wahrnehmung: Bemerkt feine Veränderungen oder kleine Details, die anderen entgehen.
Perfektionismus: Hat hohe Ansprüche an sich selbst und vermeidet Fehler.
Tiefgründiges Denken: Stellt nachdenkliche Fragen und grübelt über Situationen.
Sensibilität gegenüber Ungerechtigkeit: Setzt sich für Fairness und Gerechtigkeit ein.
Herausforderungen mit Veränderungen & Übergängen: Beobachtet erst lange, bevor es sich einbringt und Wechsel zwischen Aktivitäten fällt schwer.
Lebendige Vorstellungskraft & Kreativität: Taucht tief in Fantasiewelten ein, denkt in Bildern und Geschichten oder drückt sich kreativ durch Kunst, Musik oder Wortspiele aus.
Je mehr Punkte auf dein Kind zutreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass es hochsensibel ist.
Du möchtest es lieber genau wissen?
Test für HSK: Ist mein Kind hochsensibel?
Der Test stammt von Elaine N Aron, welche den Begriff Hochensibilität (in Englisch higly sensitive person HSP) geprägt hat und die ersten Tests dazu veröffentlich hat. Du kannst den Test in Englisch direkt auf ihrer Website machen oder hier:
Anleitung: Beantworte jede Frage so gut du kannst. Kreuze die Aussage an, wenn sie auf dein Kind zutrifft oder zumindest mässig zutrifft – oder über einen längeren Zeitraum in der Vergangenheit zutraf. Lass sie frei, wenn sie nicht oder kaum auf dein Kind zutrifft.
Mein Kind:
- erschrickt leicht.
- klagt über kratzige Kleidung, Nähte in Socken oder Etiketten auf der Haut.
- mag in der Regel keine grossen Überraschungen.
- lernt besser durch sanfte Korrektur als durch harte Strafen.
- scheint meine Gedanken lesen zu können.
- verwendet für sein/ihr Alter ungewöhnlich schwierige Wörter.
- bemerkt selbst den geringsten ungewöhnlichen Geruch.
- hat einen ausgeprägten Sinn für Humor.
- wirkt sehr intuitiv.
- kann nach einem aufregenden Tag nur schwer einschlafen.
- kommt mit grossen Veränderungen nicht gut zurecht.
- möchte sich umziehen, wenn die Kleidung nass oder sandig ist.
- stellt viele Fragen.
- ist perfektionistisch veranlagt.
- bemerkt das Leid anderer.
- spielt lieber ruhig.
- stellt tiefgründige, nachdenklich stimmende Fragen.
- ist sehr schmerzempfindlich.
- fühlt sich an lauten Orten unwohl.
- bemerkt kleinste Veränderungen (etwas wurde verschoben, jemand sieht anders aus etc.).
- überlegt, ob etwas sicher ist, bevor es irgendwo hochklettert.
- ist leistungsfähiger, wenn keine fremden Personen anwesend sind.
- empfindet Gefühle sehr intensiv.
Auswertung:
Wenn du 13 oder mehr Aussagen angekreuzt hast, ist dein Kind wahrscheinlich hochsensibel. Aber kein psychologischer Test ist so genau, dass du deine Begleitung allein darauf aufbauen solltest.
Auch wenn nur ein oder zwei Aussagen zutreffen, dafür diese sehr stark, kann das ebenfalls ein Hinweis auf Hochsensibilität sein.
Dieser Selbsttest ist nicht dazu gedacht, Diagnosen zu stellen oder auszuschliessen.
Wie viele Punkte hast du für dein Kind als zutreffend empfunden? Gibt es andere Eigenschaften deines Kindes, welche du als typisch hochsensibel ansehen würdest? Ich habe einen Guide zusammengestellt, wo ich auf 10 typische Eigenschaften noch etwas tiefer eingehe:
Goni Boller ist Mentorin und Coach für Mütter, die einen gelasseneren und klareren Umgang mit ihren bedürfnisstarken und vielseitigen Kindern finden möchten. Sie unterstützt Eltern dabei, herausfordernde Situationen besser zu meistern, mehr Ruhe und Sicherheit im Familienalltag zu gewinnen und die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Blick zu behalten. Mit ihrem Wissen aus Hirnforschung, Neurodiversität, Psychologie und der kindlichen Entwicklung begleitet sie Mütter auf ihrem individuellen Weg, ein achtsames und stärkendes Familienleben zu gestalten.
Gemeinsam finden wir die passenden Stellschrauben für dich und deine Familie, für eine Elternschaft, die zu dir passt. Und plötzlich geht alles viel leichter.