Phuuuuuu! Beziehungsorientierte Erziehung kann ganz schön anstrengend sein! Und gelingen so die Kinder überhaupt oder tanzen die uns dann alle auf der Nase rum?

Sanja erklärt Mila schon 10 Minuten bevor sie den Spielplatz verlassen müssen zum ersten Mal, dass es bald losgeht. Nach 5 Minuten wieder. Nach nochmals 2 Minuten und dann erklärt sie Mila, nun möchte sie los. Mila sagt, sie wolle noch einmal rutschen. “Ok und danach gehen wir.», erwidert Sanja.

In der Zwischenzeit hat sich eine andere Mutter mit ihrer kleinen Tochter auf den Weg gemacht. Ganz ohne Vorwarnung und ohne Diskussionen.

Sanja beobachtet die beiden aus dem Augenwinkel und fragt sich, ob sie es sich vielleicht unnötig schwer mache. Zwar hat sie die Zeit eingeplant, doch anstrengend findet sie die lange Vorbereitungszeit manchmal schon.

Doch schon bald wird Sanja wieder bewusst, warum sie sich diese Zeit nimmt. Denn die Stimmung bei der Mutter mit ihrer Tochter wird rasch ungemütlich.

“Ich hab dir gerade schon gesagt, dass wir losgehen. Nun komm oder ich gehe ohne dich!”

bedürfnisorientierte Erziehung

Die kleine Tochter wirft sich auf den Boden und weint herzzerreissend. Die Mutter wird dadurch nur noch genervter. Sie geht ein paar Schritte, worauf das Mädchen laut losschreit. “Ich gehe jetzt. Mir egal, ob du mitkommst.” sagt die Mutter und läuft los. Das Mädchen trottet hinterher, laut weinend und völlig verzweifelt.

Mila steht bei Sanja, gemeinsam schauen sie den anderen beiden nach. Sanja ist unglaublich froh, mit ihrer Tochter in Beziehung bleiben zu können, auch wenn sie dafür etwas mehr Zeit aufwenden muss.

Ihr ist ein respektvoller und einfühlsamer Umgang mit ihren Mitmenschen wichtig und das möchte sie auch ihrer Tochter vorleben.

Was bedeutet beziehungsorientierte Erziehung?

Die beziehungsorientierte Erziehung wird auch bedürfnis- oder bindungsorientierte Erziehung (von manchen lieber Begleitung statt Erziehung) und im Englischen Attachment Parenting genannt. Geprägt wurde der englische Begriff in den 1980er Jahren durch den Amerikanischen Arzt William Sears. Attachment Parenting bedeutet wörtlich Bindungs-Elternschaft.

Das Attachment Parenting steht für eine starke Mutter-Kind-Bindung. Dabei wurde empfohlen, dass die Mutter möglichst viel Körperkontakt mit dem Baby hat und auf die Grundbedürfnisse rasch reagiert.

Während es in dieser ursprünglichen Version der beziehungsorientierten Erziehung vor allem um die Bindung zwischen der Mutter und dem Neugeborenen geht. So bleibt die Erfüllung von Bedürfnissen eine der wichtigsten Grundlagen des menschlichen Wohlbefindens. Nora Imlau sagt dazu in ihrem Familienkompass*, dass erfüllte Bedürfnisse ein starkes Fundament für die Familie bilden.

Die bindungs- und beziehungsorientierte Erziehung wird gerne von Vertretern einer autoritären Umgangsform kritisiert. Die Eltern würden sich zu sehr selbst aufgeben und die Kinder würden verweichlicht.

Für mich bedeutet beziehungsorientierte Erziehung oder Begleitung, dass genau so auf die Bedürfnisse der Eltern geachtet wird. Auch sind sich die Experten heute einig, dass Kinder nicht durch die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse verwöhnt werden können. Im Gegenteil –

Nähe bildet die Grundlage dafür, dass sich Kinder später selbstbewusst weg von den Eltern bewegen können, um selbständiger zu werden.

Unerfüllte Bedürfnisse führen zu Unausgeglichenheit und Unsicherheit. Unausgeglichene und unsichere Menschen werden heftiger reagieren, weil sie dünnhäutiger sind und sie sind weniger kooperationsbereit. Das gilt für Kinder, wie auch für Eltern.

Nicht nur bei dem Mädchen auf dem Spielplatz wurde eine Reihe von Bedürfnissen verletzt, sondern auch bei der Mutter. Die Bindung wurde unterbrochen – ein Bedürfnis von beiden. Auch das Bedürfnis nach Autonomie des Mädchens wurde untergraben. Sie konnte nicht mitreden, sondern wurde durch eine Drohung gezwungen.

Findest du in der Liste weiter unten im Artikel noch weitere Bedürfnisse, die hier verletzt oder nicht gewahrt wurden?

Die bedürfnis- und beziehungsorientierte Familie

Ein Baby hat noch keine Möglichkeit die Erfüllung seiner Bedürfnisse aufzuschieben. Dazu fehlen Zeitgefühl und Urvertrauen. Weil das Neugeborene noch nicht erkennen kann, dass seine Bedürfnisse bald erfüllt werden, haben seine Bedürfnisse höchste Dringlichkeit und somit auch oberste Priorität.

Hat sich das grössere Kind jedoch gerade in den Finger geschnitten und blutet stark, so hat das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit und Geborgenheit gerade Vorrang.

Du als Mama kannst zwar deine Bedürfnisse zurückstellen, doch ist es für deine psychische und körperliche Gesundheit unverzichtbar, dass auch deine Bedürfnisse erfüllt werden. Nur wenn es gelingt auf die Bedürfnisse aller Familienmitglieder Rücksicht zu nehmen, ist es wirklich hilfreich.

Eine ausgebrannte Mutter kann auf Dauer nicht ihrem Kind die nötige Aufmerksamkeit und Geborgenheit bieten, auch wenn sie versucht jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Erfüllte Bedürfnisse machen zufrieden und harmonisch, während unerfüllte Bedürfnisse uns stressen. Gestresste Eltern können weniger feinfühlig auf ihre Kinder eingehen und gestresste Kinder können weniger gut mit ihren Eltern kooperieren.

Manchmal kann es ganz schön kompliziert sein, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder unter einen Hut zu bringen. Mit den Mamas in meinen Coachings darf ich darum öfter Situationen, wo es immer wieder zu Bedürfniskonflikten kommt, etwas genauer beleuchten. Spanned ist es, wie kreativ und lustig die neuen Lösungen teilweise sein können.

Kürzlich durfte ich mit einer Mama arbeiten, die mit ihrer Familie ein Essen-Lied gefunden hat. Wenn das Essen bereit ist, legt die Mutter das Lied auf und wenn es fertig ist, machen sich alle auf dem Weg. So einfach es klingt, so gut funktioniert es doch, besonders weil die Kinder bei der Lösungsfindung mitreden durften.

Was sind Bedürfnisse?

Es gibt die unterschiedlichsten Ansichten, was alles menschliche Bedürfnisse sind. Ich möchte dir hier einige davon vorstellen.

Nora Imlau zählt in ihrem Elternkompass* folgende menschliche (Grund-)Bedürfnisse auf:

Körperliche Bedürfnisse

  • Luft zum Atmen
  • Nahrung
  • Schlaf
  • Berührung und Stimulation
  • Körperliche Unversehrtheit und Schmerzfreiheit

Seelische Bedürfnisse

  • Liebe und Fürsorge
  • Anerkennung und angenommen sein
  • Nähe und Bindung
  • Autonomie und Selbstwirksamkeit
  • Halt und Begrenzung
  • Emotionale Sicherheit und Geborgenheit

Tony Robbins definiert hingegen 6 menschliche Grundbedürfnisse:

  1. Sicherheit
  2. Abwechslung
  3. Bedeutung und Sinn
  4. Liebe und Verbundenheit
  5. Persönliches Wachstum
  6. Sozialen Beitrag leisten

Gerald Hüther beschränkt sich sogar darauf, dass die wichtigsten emotionalen Bedürfnisse unserer Kinder Nähe und Autonomie seien. Wenn ein Kind sich anders verhält, als wir uns das vorstellen würde, so stecke dahinter in den allermeisten Fällen eines dieser beiden Bedürfnisse.

Merkst du dir nur zwei menschliche Bedürfnissse, dann sollten dies Nähe und Autonomie sein.

Möchtest du dich noch weiter in das Thema einlesen, dann schau dir doch diese ausführliche Bedürfnisliste an.

Ein Bedürfnis ändert immer wieder die Strategie, bis es erfüllt wurde

bedürfnisorientierte Familie hat Spass

Diese Bedürfnisse können auf verschiedene Weisen befriedigt werden. Werden sie jedoch nicht befriedigt, so können sie sich immer wieder neue Wege suchen. Erst ein befriedigtes Bedürfnis wird aufhören sich zu melden.

Ein Kind wird sich unbewusst immer wieder etwas Neues ausdenken, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen, wenn es ein unbefriedigtes Bedürfnis nach Nähe und Bindung hat.

Reagierst du nicht, wenn es dich etwas fragt oder mit dir spielen möchte, schlägt es vielleicht sein Geschwister. Schickst du es auf sein Zimmer, weil du dieses Verhalten nicht tolerieren möchtest, bleibt sein Bedürfnis weiterhin unerfüllt.

Kommt in dir der Gedanke hoch “Ein solches Verhalten kann ich doch nicht tolerieren, sonst lernt er/sie es ja nie.” Tolerieren müssen wir gar nichts, doch wir müssen auch nicht bestrafen.

Solche Gedanken können es uns ganz schön schwer machen, für neue Ideen offen zu sein. Abhilfe gegen solche Glaubenssätze kann unter anderem das Wissen um die kindliche Entwicklung und kindlichen Bedürfnisse schaffen.

1. Hintergrundwissen für eine beziehungsorientierte Erziehung

“Schreien lassen stärkt die Lunge.”

“Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.”

“Kinder brauchen Grenzen.”

In unserer Gesellschaft und unserem Umfeld geistern ganz viele falsche oder überholte Annahmen über die kindliche Entwicklung herum. Eine Möglichkeit, wie wir diese loswerden können ist über informationen über die aktuellen Kentnisse.

Denn möchten wir den Bedürfnissen unserer Kinder einfühlsam begegnen, ist es sehr hilfreich sich mit der kindlichen Entwicklung und den Bedürfnissen von Kindern auseinander zu setzen.

Mir haben solche Kenntnisse sehr viel Sicherheit im Umgang mit meim Kind gegeben. Ich liebe es aber auch zu lesen, Podcasts zu hören, Kurse zu machen und alles mögliche in mich aufzusaugen. Weil mir das liegt, bin ich die Autorin dieses Artikels. Das bedeutet nicht, dass du auch reihenweise Bücher lesen müsstest.

Doch ich empfehle allen Eltern sich grundlegendes, modernes Wissen über die kindliche Entwicklung und kindliche Bedürfnisse anzueignen.

Die folgenden beiden Bücher geben einen ziemlich umfassenden ersten Einblick:

Herbert Renz-Polster: Kinder verstehen. Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt. Mit einem Vorwort von Remo Largo*

Nicola Schmidt: Der Elternkompass: Was ist wirklich gut für mein Kind? Alle wissenschaftlichen Studien ausgewertet*

Podcasts kann ich folgende empfehlen:

Das gewünschsteste Wunschkind

Elterngedöns

FamilyLab

FamilieVerstehen

Weiterhin kann es sehr hilfreich sein, sich mit Eltern mit ähnlichen Vorstellungen zu vernetzen.

2. Wünsche und Bedürfnisse sind zwei völlig unterschiedliche Dinge

“Du verwöhnst dein Kind, wenn ihm jeden Wunsch von den Augen abliest und es wird völlig unselbständig.”

Eine Kritik, welche ich im Zusammenhang mit bedürfnis- oder beziehungsorientierter Erziehung schon öfter gehört habe. Doch jeden Wunsch von den Augen abzulesen hat nichts mit Bedürfnisorientierung zu tun.

Wünsche und Bedürfnisse sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Wenn mein Kind uuuuuuunbedingt den Lolly im Supermarkt haben möchte, dann ist das ein Wunsch. Das Bedürfnis dahinter kann zum Beispiel Hunger sein. Ist es aber höchstwahrscheinlich nicht. Vielleicht ist das Kind auch nur gelangweilt und sehnt sich nach Abwechslung. Es kann aber auch sein, dass es eigentlich Nähe oder Aufmerksamkeit sucht. Oder es möchte Automie, indem es selbst entscheidet, was es aus dem Geschäft braucht.

Den Wunsch nach einem Lolly brauchst du nicht nachzukommen, aber kannst du natürlich, wenn du möchtest. Wichtig ist es jedoch Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Keine Angst, es macht auch gar nichts, wenn du das Bedürfnis dahinter gerade nicht herausfindest. Oft genügt es schon einfühlsam auf das Kind einzugehen und für den Gedanken offen zu sein, dass hinter dem Wunsch nach dem Lolly etwas ganz anderes stehen könnte.

3. Verstehen heisst nicht einverstanden zu sein

Sehr wichtig, um mit deinem Kind in Verbindung zu bleiben ist es, dass du seinen Signalen feinfühlig begegnest.

Dabei versuchst du dich in die Lage deines Kindes zu versetzen. Das kann ganz schön herausfordernd sein, besonders wenn dein Kind etwas gemacht hat, was du gar nicht befürwortest und dich triggert.

Nehmen wir an dein Kind hat gerade seinem kleinen Geschwisterchen Sand über den Kopf geschüttet. Du hast ihm oder ihr schon unzählige Male gesagt, dass du das nicht möchtest.

Einfühlsam zu sein in diesem Moment bedeutet mit deinem Kind zu schauen, warum es das gemacht hat. Veilleicht hätte dein Kind gerade deine Aufmerksamkeit gebraucht oder der kleine Abenteurer in ihm wollte herausfinden, wie das Kleine reagiert. Dass du Verständnis für diese Bedürfnisse hast, bedeutet nicht, dass du mit der Tat einverstanden bist.

Du kannst also deinem Kind sagen, dass du das nicht möchtest. Gleichzeitig ist es auch möglich einfühlsam mit ihm zu sein.

Das kann sich am Anfang komisch anfühlen. Viele von uns tragen Glaubenssätze in uns wie

“Wenn ich jetzt nicht hart durchgreife, dann lernt sie/er es nie.” oder

“So belohne ich mein Kind für sein unmögliches Verhalten auch noch.”

Diese Glaubenssätze dürfen wir nach und nach loslassen. Das ist nicht nur im Umgang mit unseren Kindern ein unglaublich befreiendes Gefühl.

4. Kennst du deine eigenen Bedürfnisse?

Ich erlebe sehr oft Eltern, die sich einen liebevollen und respektvollen Umgang mit ihren Kindern wünschen, worauf sie die beziehungsorientierte Erziehung entdecken. Für sie macht das alles total viel Sinn, doch die Umsetzung will nicht gelingen.

Sie werden ganz verkrampft, versuchen ihrem Kind jedes Bedürfnis zu erfüllen und jedes Mal wenn das Kind wütend wird oder sie einen Konflikt haben, glauben sie versagt zu haben. Sie machen sich dann selbst Vorwürfe, dass sie es nicht besser hingekriegt haben.

Daraufhin kaufen sie sich noch ein Buch über den richtigen Umgang mit Kindern oder die respektvolle Kommunikation. Die Umsetzung wird trotz all der neuen Aha-Erlebnisse nicht einfacher. Sie werden laut, in stressigen Situationen drohen sie ihren Kindern oder schicken sie auf ihr Zimmer.

Obschon sie wissen, warum sie es eigentlich anders machen möchten, gelingt es ihnen nicht.

Das liegt daran, dass unser Gehirn unter Stress auf altbekannte Strategien zurückgreift – und der kommt ganz automatisch, wenn Kinder unsere roten Knöpfe drücken.

Das Gehirn glaubt, es bestehe eine Gefahr und da bleibt schlicht keine Zeit, um nach der konstruktivsten oder liebevollsten Lösung zu suchen.

Wenn ein Bär vor dir steht, dann hast du keine Zeit dir zu überlegen, ob du seine Bedürfnisse missachtest, wenn du dich totstellst.

Ich habe die besten Erfahrungen damit gemacht, solche Dinge in ruhigen Momenten zu üben. Also eine Art Trockenübung. Hol dir ein Notizbuch und einen Stift, leg die Dinge an einen Ort, wo du täglich kurz Zeit hast zu schreiben. Schreibe darin auf, was dir im Kopf rumgeht, Formuliere deine Gedanken aus, Reflektiere über die Situation und deine Reaktion, finde Glaubenssätze und Bedürfnisse hinter deiner Reaktion und lerne dich selbst so besser kennen.

Nur wenn du deine Bedürfnisse, Werte, Grenzen und Visionen kennst, kannst du diese auch deiner Familie klar kommunizieren. Und es ist wichtig, dass du deine Bedürfnisse genau so ernst nimmst, wie die deines Kindes.

Denn eine der wichtigsten Grundlagen, um die Bedürfnisse deines Kindes erkennen zu können ist Feinfühligkeit. Die gelingt dir nur, wenn du selbst einigermassen ok bist.

5. Du darfst auch genervt sein oder wütend werden

Wenn sich dein Kind nun auf den Boden im Supermarkt wirft und schreit, weil es den Lolly nicht bekommen hat, kann das total nervig sein. Du darfst darüber genervt sein.

Du darfst sogar schon darüber genervt sein, dass dein Kind JEDES MAL nach einem Lolly fragt, obschon es nie einen bekommt. Auch das ist ok, denn alle Gefühle sind ok.

Wichtig in der bedürfnis- und beziehungsorientierten Erziehung ist es, dass du das zur Kenntnis nimmst, ausdrückst, aber nicht deine Wut auf dein Kind projizierst. Deine Wut entsteht immer in dir. Dein Kind ist nicht der Grund dafür, es ist nur der Auslöser.

Genervt oder wütend bist du in dem Moment, weil dieser Reiz des fragenden oder schreienden Kindes in dir etwas ausgelöst hat. Vielleicht trifft es damit eine alte Wunde aus deiner Kindheit oder handelt entgegen einem Glaubenssatz. Es könnte auch sein, dass dein Kind eine Grenze übertreten oder einen deiner Werte verletzt hat.

Je besser du dich selbst kennenlernst (siehe Tipp unter Punkt 4), desto einfacher wird es dir gelingen in der Situation in deiner Mitte zu bleiben.

Unterdrücke nie deine Gefühle. Du kannst deinem Kind sagen: “Das macht mich wütend.” und dann hast du sogleich eine wunderbare Chance vorzuleben, wie man mit starken Gefühlen umgehen kann.

Klingt kompliziert? Die gewaltfreie oder wertschätzende Kommunikation, die ich gerne auch bedürfnis- oder beziehungsorientierte Kommunikation nenne, kann dich dabei unterstützen.

Möchtest du einen guten Umgang mit deinen eigenen Gefühlen lernen? Dann hole dir doch Unterstützung. Es gibt viele gute Coaches und Psychologen, die dich dabei begleiten können. Ich habe schon viele Menschen darin unterstützt und freue mich von dir zu hören: goni@mamaleicht.ch

6. Beziehungsorientierte Kommunikation

Die beziehungsorientierte, wertschätzende oder Gewaltfreie Kommunikation (GFK) funktioniert wunderbar auch mit Kindern.

Für viele Eltern, die sich schwer damit tun, die beziehungsorientierte Erziehung in ihren Alltag zu bringen, stellt die GFK DIE Lösung dar.

Einerseits ist diese Art der Kommunikation ein System, wie in 4 Schritten beziehungsorientiert kommuniziert werden kann. Andererseits ist es eine Grundhaltung, bei der über das Gegenüber nicht geurteilt wird, sondern einfühlsam auf die anderen eingegangen wird.

gewaltfreie Kommunikation mit Kindern

Wichtig ist auch der Grundsatz, dass jeder für die Erfüllung seiner eigenen Bedürfnisse zuständig ist, sowie die Verantwortung für seine Gefühle und Handlungen trägt. Also nicht “Ich musste ja so ausrasten, weil du mich provoziert hast.”.

In den 4 Schritten wird:

  • eine Beobachtung oder Wahrnehmung beschrieben (“Du hast gesagt, dass du einen Lolly möchtest.”)
  • ein Gefühl benannt
  • das Bedürfnis beschrieben
  • eine Bitte geäussert (worauf die Antwort «nein» sein kann)

Kinder können diese 4 Schritte noch nicht selbst durchgehen, doch diese können uns dabei unterstützen das Kind zu begleiten und Empathie zu üben.

  • eine Beobachtung oder Wahrnehmung wird beschrieben: “Du hast geschrien.”
  • das Gefühl des Kindes versuchen zu benennen: “Ich glaube du bist wütend, dass du keinen Lolly haben kannst.”
  • das Bedürfnis dahinter versuchen zu finden: “Vielleicht hast du Hunger.”
  • einen Vorschlag machen oder fragen, was dem Kind sonst helfen könnte: “Wie wäre es, wenn ich dir deine Apfelschnitze aus der Tasche hole.”

«Empathie ist kein Werkzeug, sondern eine Grundeinstellung – wir können nicht erwarten sie zu geben und dafür direkt etwas zu bekommen.» Goni Boller

Manchmal kann so etwas auf Anhieb funktionieren. Oft wird es das nicht. Dann bleibt man in der “Empathieschlaufe”. Die Mutter oder der Vater spiegelt so lange das Kind, bis es wieder runter kommt.

Gerade bei kleinen Kindern sollte man das allerdings nicht übertreiben und vielleicht nur sagen. “Ach, du wolltest so gerne einen Lolly, das macht dich jetzt richtig wütend.”.

Dem Kind gibt diese Kommunikation das Gefühl des “Gehört Werdens”. Etwas, was viele von uns selbst in der Kindheit nicht erlebt hatten und wir uns als Erwachsene unglaublich schwer damit tun. Ich höre von ganz vielen Müttern, dass dieses Gefühl nicht gehört oder ernst genommen zu werden, einer ihrer grössten Stressfaktoren im Familienalltag ist.

7. Die Investition in eine beziehungsorientierte Erziehung lohnt sich

Klingt das alles sehr anstrengend?

Du sollst

  • einfühlsam auf dein Kind eingehen.
  • reflektieren und deine eigenen Bedürfnisse kennenlernen.
  • Glaubenssätze und alte Verletzungen loslassen.
  • wertschätzende Kommunikation lernen.
  • dir Wissen aneignen.
  • einen neuen Umgang mit deinen Gefühlen lernen.

Das kann auf den ersten Blick nach viel aussehen und vielleicht fragst du dich, ob es den Aufwand wert ist. Nur dafür, dass du einen liebevolleren und respektvolleren Umgang in der Familie erleben kannst. Vielleicht wäre der alte Weg bequemer.

Möglich.

Doch du hast diesen ganzen Artikel gelesen, weil du dich mit dem alten Weg nicht wohl fühlst. Du erlebst jeden Tag Situationen mit deiner Familie, die dich unzufrieden, wütend oder traurig machen.

Stell dir vor du geniesst stattdessen viel mehr Zufriedenheit und Leichtigkeit. Stell dir vor der Umgang mit deiner Familie fühlt sich für dich stimmig und richtig an.

Dafür lohnt es sich auf jeden Fall etwas zu investieren.

Dazu kommt, dass du für dein Kind eine solide Grundlage schaffst, damit es ihm später besser gelingt seine Gefühle zu regulieren, respektvoll mit sich und anderen Menschen umzugehen, sowie auf sich und seine Bedürfnisse zu hören.

Und du hast eine einmalige Chance dich auch selbst weiterzuentwickeln. Gelingt es dir alte Wunden zu heilen, Glaubenssätze loszulassen und dich selbst besser kennenlernen, so wirst du für den Rest deines Lebens davon profitieren können.

Bonus: Unperfekt ist perfekt

Das beste Vorbild für dein Kind bist du dann, wenn du selbst Ecken und Kanten hast. Perfekte Eltern sind unglaublich anstrengend, denn sie haben an sich und an andere sehr hohe Erwartungen. Sie sind viel gestresster und man kann es ihnen nicht recht machen.

Sie sind so sehr auf die Perfektion konzentriert, dass sie gar keine Zeit und Freude daran haben mit ihren Kindern Geschichten zu erfinden, Hütten zu bauen und rumzualbern. Dabei sind solche Eltern für Kinder viel schöner.

unperfekte Eltern

Dazu machen die unperfekten Eltern öfter Fehler und zeigen ihren Kindern, dass das gar nichts Schlimmes ist. Die Kinder können schon früh lernen, wie man Fehler wieder ausbügelt und den Widrigkeiten des Lebens gelassener entgegentritt.

Also sei mit Freude unperfekt, denn Eltern sollen nicht perfekt sein, gut genug reicht völlig. Das stimmt ganz besonders, wenn du dich auf neue Abenteuer einlässt, wie die beziehungsorientierte Erziehung. Am Anfang (und auch später) wird nicht alles rund laufen. Es wird nicht immer klappen und manchmal läuft es völlig schief. Das macht nichts.

Wenn du grundsätzlich eine gute Bindung zu deinem Kind hast, so wird diese auch all die Missgeschicke und Fehltritte tragen können.

Ganz wichtig finde ich es, dass du dir die bedürfnisorientierte Begleitung deines Kindes zu deinem persönlichen Ding machst. Es muss nicht perfekt sein, sondern für dich und deine Familie passen.

Du darfst (sollst) dabei Fehler machen, ausprobieren, was funktioniert und auch deine eigenen Grenzen klar kommunizieren. Es wird nicht immer funktionieren und manchmal wird es anstrengend oder doof sein, doch das gehört zum Weg dazu.

Wünschst du dir Unterstützung auf deinem Weg zu mehr Zufriedenheit und Leichtigkeit in der Elternschaft? Schreibe mir doch unter goni@mamaleicht.ch oder buche dir gleich ein kostenloses Kennenlerngespräch. Ich freue mich, mehr über dich und deine Herausforderungen zu erfahren.