Wenn ich mich als Mutter überfordert fühle, funktioniere ich nur noch. Dann geht zwar alles irgendwie, aber es geht nicht gut.
Hast du das auch schon erlebt? Ich finde das Gefühl so richtig doof. Bei mir zeigt sich das als dumpfes Gefühl im Kopf. Ich sehe alles wie durch einen Nebelschleier und die Welt ist gedämpft.
Auch meine Freude ist dann gedämpft, meine Empathie, meine Neugier und meine Begeisterungsfähigkeit. So möchte ich nicht sein. Nur noch zu funktionieren kann mal ein paar Tage eine Option sein, wenn es nicht anders geht. Doch auf Dauer will ich das nicht.
Zum Glück ist die Überforderung meist eher vorübergehend und ein paar ruhige Stunden können etwas Erholung verschaffen. Doch nur mit ein bisschen Meditation, Ruheinseln und Zeit für sich, ist es meist nicht getan.
Als Mutter überfordert zu sein, kann zu einem ausgebrannt sein führen, bis hin zu einem Burnout. Das wollen wir natürlich verhindern.
Was hilft wenn du als Mutter überfordert bist?
Je nachdem, warum du überfordert bist, können unterschiedliche Dinge helfen. Der erste Tipp wäre Unterstützung und Hilfe annehmen.
Wenn es dir geht wie vielen (auch mir geht es so), dann ist das gar nicht so einfach. Nicht nur, weil diese Hilfe nicht sofort verfügbar ist, sondern auch wegen unseren Mindsets.
Unterstützung annehmen
Einer der ersten Tipps in jedem Artikel und Buch zum Thema Überforderung oder Erschöpfung als Mutter ist, sich Hilfe und Unterstützung zu holen.
Doch ist das gar nicht unbedingt so einfach. Wenn es dir geht wie mir, so fühlt es sich wie eine Schwäche an, Unterstützung zu holen. Schwäche zeigen ist schlecht.
Glaubenssätze wie diesen tragen wir alle dutzende mit uns herum. Sie können es uns in den verschiedensten Bereichen der Elternschaft im Weg stehen. Später in diesem Artikel schauen wir uns weitere solche Mindsets an.
Durch den Glauben, dass Schwäche zeigen schlecht ist und Hilfe holen eine Schwäche ist, fühlt es sich unangenehm an, diese in Anspruch zu nehmen. Durch viel Arbeit an meinem Mindset hat sich das geändert.
So sollte der erste Tipp nicht lauten – nimm Hilfe an, sondern – überdenke deine Glaubenssätze.
Kennst du deine Glaubenssätze zum Thema «Hilfe annehmen«?
Impuls 1: Wir werden nicht als Elternschafts-Lexikon geboren
Woher wohl die Annahme kommt, dass wir alle Information, die es zum Mutter Sein braucht in uns tragen? Ich höre das sehr oft – man müsse sich nur auf die Intuition verlassen, um mit den Kindern alles richtig zu machen.
Unsere Intuition basiert auf dem Wissen, welches wir zu einem Thema besitzen. Im Bereich der Elternschaft ist dies die Information, wie unsere Eltern Erziehung gesehen haben, sowie was die Gesellschaft und unser Umfeld dazu sagt. Dies sind aber nicht unbedingt die besten Berater, je nachdem, was du mit der Begleitung deiner Kinder erreichen möchtest.
Es kann zu einer Überforderung als Mutter führen, wenn in deinem Inneren Konflikte zwischen unreflektierten Glaubenssätzen und deinen Werten entstehen
In unserer Geschichte waren dies hervorragende Informationsquellen. Doch in der heutigen, sich schnell verändernden Zeit, hat sich das geändert. Hinzu kommt, dass wir noch einige Altlasten im Bereich der Erziehung mit uns herumtragen. Einen einfühlsamen Artikel zu den Annahmen über Kinder aus dem Nationalsozialismus findest du bei Anne von Weltfremd.
So möchtest du heute wohl deinen eigenen Weg gehen in der Begleitung deiner Kinder. Du möchtest liebevoll und empathisch mit ihnen umgehen. Vielleicht möchtest du auch nicht mehr glauben, dass sie zu kleinen Tyrannen werden, wenn wir ihre Bedürfnisse erfüllen. Stattdessen möchtest du ihnen bedingungslose Liebe schenken, um der Entwicklung ihres Selbstwertgefühls den allerbesten Start zu ermöglichen.
Ich bin überzeugt, dass wir durch unser Beispiel unsere Werte und Ideale an die Kinder weitergeben. Doch wie ich das umsetzen kann, habe ich aus Büchern und Kursen gelernt, weil es mir nur teilweise vorgelebt wurde.
Genau darum ist es eine Stärke und nicht etwa eine Schwäche, wenn du dir die Informationen zusammensuchst, die für dich und deine Familie passen. Hier findest du meine liebsten Bücher zum Thema Elternschaft.
Impuls 2: Verantwortung übernehmen
Sandra liegt nachts wach, weil die kleine Tochter immer noch nicht durchschläft. Schon der grösserer Sohn hat viele Jahre gebraucht, bis er eine ganze Nacht alleine geschlafen hat.
In Sandras Kopf drehen sich die Gedanken. Ob sie wohl etwas falsch macht? Sie denkt:
«Das darf nicht sein, mein Kind muss doch endlich mal durchschlafen»
und
“Wir müssen nur ein besseres Abendritual finden, dann schläft das Kind bestimmt besser.”
Diese Gedanken machen ihr zu schaffen. Doch liegt es in ihrer Hand, wie gut das Kind schläft? Erzählen ihr diese Glaubenssätze die Wahrheit?
Wir Mamas und Papas haben das Gefühl, dass wir «es» nur richtig machen müssten und dann würde das Kind die ganze Nacht durchschlafen. Nicht ohne Grund gibt es dutzende Ratgeber zum Thema Baby-Schlaf*.
Überholte Ratgeber wie «Jedes Kind kann schlafen lernen» erschweren die Situation zusätzlich. Gerade weil diese leider auch in der heutigen Zeit noch angewendet und weiterempfohlen werden.
Solche Vorstellungen haben wir nicht nur vom Schlaf, sondern von vielen anderen Bereichen auch. Damit wird eine Verantwortung übernommen, die sehr schwer auf den Schultern der Eltern lasten kann.
Entspannung können Gedanken bringen, wie: «Kinder müssen nicht von uns Eltern richtig gemacht werden. Das schaffen sie alleine. Wir bieten ihnen den Rahmen, um sich zu entwickeln.»
Impuls 3: Praktisches – die täglichen Aufgaben
Die Aufgaben, die mit Kindern, Haushalt und Job jeden Tag anfallen genügen eigentlich, um sich als Mutter überfordert zu fühlen.
Das ist völlig ok und es geht jeder Mutter zwischendurch so.
Hier ist es möglich etwas zu gewinnen, wenn die Abläufe noch nicht optimiert sind. Vielleicht könntest du generell weniger putzen und beim Einkauf effizienter werden. Auch im Internet bestellen, statt zum Geschäft zu fahren, kann Zeit sparen oder umgekehrt kann uns eine Fahrt zu einem Laden stundenlange Internetrecherche ersparen.
Wahrscheinlich kennst du selbst die Bereiche schon, wo noch etwas optimiert werden könnte oder du kannst dir Inspirationen im Internet holen. Es wurden viele Artikel über dieses Thema geschrieben.
Der Haushalt kann gemeinsam mit den Kindern erledigt werden und die Zeit, wo die Kinder schlafen oder sich selbst beschäftigen kann dann anders genutzt werden. Zum Beispiel mit Zeit für dich!
Was Zeit beim Auf- und Umräumen spart ist ein minimalistischerer Haushalt.
Vielen Eltern kann es helfen die Tage gut zu strukturieren und zu planen. Anderen ist dies zu starr und sie sind lieber spontaner. Beides ist ok und kann je nach Familie funktionieren.
Das bringt uns zum nächsten Thema.
Impuls 4: Glaube niemandem alles
Ich selbst habe immer wieder gelesen, dass Kinder Strukturen brauchen und klare Tagesabläufe geplant werden sollten. Das liegt mir jedoch überhaupt nicht, also hab ich es gelassen. Anfangs mit einem schlechten Gewissen (auch ein unnötiger Energiefresser). Doch es hat sich gezeigt, dass sich «automatisch» gewisse Routinen im Alltag etablieren und alles andere drumrum frei gestaltet werden darf.
Darum kann ich es nicht oft genug sagen: «Glaube niemandem alles»
Ich bin totale Befürworterin davon, dass wir Elternschaftsbücher und -blogs lesen, Podcasts hören und andere Eltern fragen. Doch niemand hat die Weisheit mit Löffeln gegessen und die meisten Tipps funktionieren nicht für alle.
Nimm darum nur das mit, was für dich passt und lass den Rest ganz ohne schlechtes Gewissen weg. Glaube also bitte auch nicht einfach alles, was du in diesem Artikel liest!
Natürlich gibt es gewisse Dinge für die das nicht gilt, wie zum Beispiel körperliche oder seelische Gewalt.
Impuls 5: Was noch alles muss und soll
Hast du schon einmal von Mental Load* gehört? Das ist, wenn in unserem Kopf nicht nur unser Terminplan gespeichert ist, sondern auch der des Partners und der Kinder. Die Einkaufsliste ist da auch mit abgelegt, so wie die Putz- und Kochpläne und noch ganz vieles mehr.
So kann es sein, dass zwar der Partner uns ganz viel im Umgang mit den Kindern abnimmt, doch in unseren Köpfen wimmelt es weiterhin von To Dos. Das kann zu einer Überforderung als Mutter führen.
Das ist wie ein Browser, bei dem 27 Fenster parallel offen sind. Zwar sehen wir immer nur ein Fenster, aber klicken trotzdem dauernd hin und her.
Alles wird so langsamer und neue Seiten laden gar nicht mehr richtig.
Das kann auch in unserem Kopf passieren. Dieses Multitasking ist anstrengend und saugt viel Energie. Es kann so unübersichtlich werden im Kopf einer überforderten Mutter.
Was hilft? Hinsetzen und die Verantwortlichkeiten aufteilen, nicht nur die Aufgaben.
Für alles andere Tools auf dem Mobiltelefon verwenden, wo diese Dinge aufgeschrieben werden. So ist der Kopf wieder frei für das, was gerade jetzt passiert.
Impuls 6: «Die perfekte Mama ist nicht überfordert«
Einige Glaubenssätze kamen in diesem Artikel vorher schon zur Sprache. Wir alle tragen allerlei Glaubenssätze mit sich herum. Manche davon sind sehr hilfreich, zum Beispiel: «Aus Fehlern kann man lernen, darum ist es ok welche zu machen.»
Doch wir haben auch ganz viele, die uns eher behindern. Ein Grossteil stammt aus unserer Kindheit, wo sie durchaus ihren Sinn hatten. Doch als Erwachsene können sie uns behindern und es kann ganz schön schwer sein, sie wieder loszulassen. Es kann aber auch ganz leicht sein – manchmal genügt es die Mindsets zu erkennen und schon sind sie schwach genug, dass sie uns nicht mehr gross beeinflussen.
Ganz besonders kommen diese Glaubenssätze im Umgang mit unseren Kindern zum Vorschein.
Einerseits gibt es Glaubenssätze, die wir versuchen unseren Kindern weiterzugeben, auch wenn sie vielleicht gar nicht unserer eigenen Weltsicht entsprechen. Dies kann so etwas sein wie: «Mit Essen spielt man nicht.» Im Gegensatz dazu möchtest du vielleicht deinem Kind die Möglichkeit geben das Essen mit allen Sinnen wahrzunehmen und auszuprobieren. So kann es sein, dass du bei den ersten Essensversuchen deines Kindes hin- und hergerissen bist. Auch das kann dich als Mutter überfordern.
«Mit Essen spielt man nicht.»
Andere Glaubenssätze stressen dich direkt als Mama. Beispielsweise, wenn du glaubst nur eine gute Mutter zu sein, wenn dein Haus stets sauber geputzt ist. Vielleicht bewirkt das dann, dass du putzt statt ein Buch zu lesen, während dein Kind Mittagsschlaf macht.
Solche Glaubenssätze, Muster und Prägungen sind es oft auch, die dich im Umgang mit deinen Kindern so wahnsinnig schnell wütend lassen werden. Das sind sogenannte Trigger, also wenn das Kind immer die «richtigen» Knöpfe drückt, um dich auf 180 zu bringen.
Um Glaubenssätze loszuwerden, müssen wir diese zuerst identifizieren.
Welche Glaubenssätze kennst du von dir?
Gerade, wenn dich deine Kinder zur Weissglut getrieben haben, stehen die Chancen gut, dass ein solcher dahinter steht.
Reflektiere darüber. Oft genügt es, einen solchen Satz zu erkennen, um ihm schon sehr viel seiner Macht über dich zu nehmen.
Weitere Methoden kannst du finden, wenn du danach Google befragst, dich mit der Arbeit mit dem inneren Kind beschäftigst (Das Kind in dir muss Heimat finden*) oder dich von einem Coach wie mir unterstützen lässt.
Bist du lieber flexibel und möchtest selbst Glaubenssätze identifizieren und loslassen, dann schau dir den Kurs «Starke Nerven für Mama» an. Hier bekommst du alles, was du brauchst, um nachhaltig etwas zu verändern in einem ausgeklügelten 8-Wochen-Programm:
Für solche Dinge hat eine überforderte Mutter doch keine Zeit
Das sage ich mir selbst so oft und höre ich von vielen Mamas. Doch der Tag hat immer noch 24 Stunden. Nur haben die Aktivitäten, welche dir als Mama Energie spenden keine hohe Priorität.
Ist Waschen wirklich wichtiger als deine psychische und körperliche Gesundheit? Wohl kaum.
Der Haken ist, dass es auch ohne Selbstfürsorge «geht». Du kannst immer noch mehr Haushalt machen, auch wenn du zu wenig geschlafen hast und vor 3 Tagen das letzte Mal 5 Minuten Zeit für dich hattest. Zwar bist du überfordert und nah an deiner Grenze, doch du machst weiter solange du kannst. Irgendwann «geht» es aber vielleicht nicht mehr.
Und sowieso soll dein Leben ja nicht einfach «gehen», sondern du möchtest es auch geniessen. Wir lieben unsere Kinder und wollen ganz viel schöne Zeit mit ihnen verbringen. Bist du als Mutter überfordert, ist das aber nur so halb möglich.
Versuche Schritt für Schritt mehr Zeit für dich in deinen Alltag zu integrieren. Beginne mit nur 5 oder 10 Minuten. Das geht immer und dann kann man das weiter steigern. Doch 5 Minuten Energie tanken machen einen riesengrossen Unterschied zu gar keine Energie tanken.
Was überfordert dich als Mutter am meisten? Hast du schon Lösungsansätze gefunden, wie du diese Faktoren minimieren kannst?
Goni Boller ist Mama Coach und Mentorin für Mütter, die sich mehr Gelassenheit und Freude im Familienalltag wünschen. Sie unterstützt mit ihrem Coaching, ihren Programmen und Seminaren Eltern, die mit ihren Kindern liebevoll und auf Augenhöhe umgehen möchten. Sie unterstützt sie dabei, nicht mehr laut zu werden und einen konstruktiven Umgang mit ihrer Wut zu finden. Das Selbstbewusstsein wird gestärkt und die Bedürfnisse aller werden berücksichtig. Dabei teilt sie ihr geballtes Wissen aus der Hirnforschung, Psychologie und über die kindliche Entwicklung.