Die Familie von Sandra sitzt beim Abendessen und sie hat sich nach einem anstrengenden Tag sehr auf die gemeinsame Zeit gefreut. Doch ihr 5-jähriger Sohn Loan bewirft seine Schwester mit Erbsen aus der Suppe.

Zuerst bittet sie Loan freundlich, damit aufzuhören. Aber es hat nichts gebracht, jetzt kichert er nur noch mehr dabei. Weitere Ermahnungen bringen nichts und Sandra hat das Gefühl, dass ihr mal wieder keiner zuhört.

Plötzlich platzt es aus ihr heraus: «Ich habe echt keine Lust mehr auf diese Situation. Geh vom Tisch weg.» Alle schauen erschrocken zu Sandra. Auch sie selbst ist entsetzt, das wollte sie doch gar nicht sagen.

In solchen Momenten fragt sie sich: «Wie kann ich ruhig bleiben, wenn mein Kind mich provoziert?»

Kinder scheinen es immer wieder zu schaffen, unsere Knöpfe zu drücken und uns explodieren zu lassen. Diese Verkettung von Reiz und Reaktion wird umgangssprachlich auch als Trigger bezeichnet. Es fällt schwer, ruhig zu bleiben und es fühlt sich so an, als ob das Kind absichtlich provoziert.

Aber ist mein Kind wirklich schuld? Wenn du schon einige Blogs oder Bücher über Elternschaft gelesen hast, dann bist du sicher schon auf den Satz gestoßen: «Dein Kind ist nicht die Ursache für deine Wut, sondern der Auslöser.»

Okay, und was jetzt? Ich werde trotzdem wütend, selbst wenn mein Kind gar nicht die eigentliche Ursache ist.

Wer oder was ist denn dann die Ursache?

Oftmals scheint die Situation völlig klar zu sein: Dein Kind wirft immer wieder Essen zur Schwester, obwohl du ihm gesagt hast, dass es das nicht tun soll. Also provoziert es absichtlich und ist offensichtlich der Grund dafür, dass du wütend wirst. Oder?

Es ist einfach zu glauben, dass die Umgebung schuld ist, oder vielleicht hast du das noch nie hinterfragt.

Es ist beruhigend zu glauben, dass ich meiner Umgebung nicht machtlos ausgeliefert bin. Sonst hätte ich keine Möglichkeit, etwas zu verändern. Ich müsste darauf vertrauen, dass ich es irgendwie schaffe, meine Umgebung zu verändern.

Genau das ist es, was wir oft mit unseren Kindern versuchen.

Wir wollen das Verhalten unserer Kinder ändern.

Wir versuchen, unsere Kinder zu verändern.

Während das sowieso nicht funktioniert, hat es nachteilige Auswirkungen auf das Kind. Es fühlt sich nicht okay, so wie es ist, und glaubt, es müsse sich verändern, um geliebt und akzeptiert zu werden.

Das möchten die wenigsten Eltern.

Aber was nun?

Du kannst bei dir selbst ansetzen, bei deinen Gedanken und Gefühlen. Du hast Selbstwirksamkeit und kannst bei dir etwas verändern, anstatt an deinem Kind herumzumäkeln.

Dein Kind wird immer wieder die «richtigen» Knöpfe zum Drücken finden

Wenn dein Kind ein unerfülltes Bedürfnis hat, wird es versuchen, darauf aufmerksam zu machen. Es kennt dich so gut wie sonst keiner und wird immer die richtigen Knöpfe drücken.

Dann fühlst du dich provoziert und wirst wütend. Doch lautes Schimpfen und Drohen werden nicht die eigentliche Ursache bekämpfen. Diese liegt in dir selbst und dort anzusetzen wird alles verändern.

Vielleicht fragst du dich, was du tun kannst, wenn dein Kind nicht auf dich hört oder etwas tut, was du nicht möchtest. Du möchtest es nicht einfach durchgehen lassen. Eine Veränderung in der Kommunikation mit deinem Kind kann hier Abhilfe schaffen. Lade dir gerne das eBook «Funktionierende Familiensprache» herunter.

Unsere Kinder können uns «spiegeln«. Das bedeutet, sie zeigen möglicherweise Verhaltensweisen, die wir bei uns selbst unterdrücken, oder sie tun genau das, was wir auch tun.

Solches Verhalten kann uns besonders nerven oder provozieren.

Dieses Wissen allein reicht oft nicht aus, um ruhig zu bleiben, wenn dich dein Kind provoziert. Denn viele unserer Verhaltensweisen, Reaktionen und Emotionen laufen unbewusst ab, ohne unser bewusstes Zutun.

Wir haben diese Muster während unserer Entwicklung tief in unserem Gehirn, in den sogenannten Basalganglien, abgespeichert. Sie können ablaufen, ohne dass wir sie ins Bewusstsein bringen müssen.

Wir kennen das vom Autofahren. Einsteigen – Fahren – Ankommen. Meist wissen wir gar nicht richtig, wie wir ans Ziel gelangt sind.

Leider passiert uns das auch oft bei Konfliktsituationen mit unseren Kindern.

Schon sind alle auf 180 und wir wissen gar nicht so genau, was passiert ist.

Etwa 95% von dem, was wir tun, läuft automatisch ab.

Das gilt auch für unseren Umgang mit unseren Kindern.

Unser Gehirn strebt danach, alles, was möglich ist, zu automatisieren. Es belohnt uns dafür mit körpereigenen Opioiden. Es ist grundsätzlich energiesparender, immer dasselbe zu tun, anstatt neue Lösungen zu finden. Das erschwert Veränderungen, aber macht sie nicht unmöglich.

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Indem du dir bewusst machst, woher deine Reaktionen kommen und den Autopiloten ausschaltest, gehst du bereits den ersten Schritt. Zum Beispiel, indem du diesen Artikel liest.

Du bist hier gelandet, weil du etwas verändern möchtest, damit du ruhig bleiben kannst, wenn dich dein Kind provoziert.

Du könntest auch mit mir ein Coaching beginnen. In einem Coaching geht es oft genau darum, wie du dich so verhalten kannst, wie du es möchtest, ohne dich dabei zusammenreißen zu müssen. Melde dich gerne bei mir für ein unverbindliches Kennenlerngespräch unter goni@mamaleicht.ch und wir finden die passenden nächsten Schritte für dich.

Ich finde es immer schön, solche Herausforderungen mit den Kindern auch als Chance zu sehen. Zum Beispiel, um viel über dich selbst zu lernen. Davon profitieren nicht nur deine Kinder und deine Beziehung zu ihnen, sondern jeder Lebensbereich.

Dein Kind unterstützt dich dabei selbst zu wachsen

Unsere Kinder sind wundervolle und anspruchsvolle Lehrer, wenn es um unsere persönliche Entwicklung geht. Sie zeigen uns unbewusst die Bereiche, in denen es uns weh tut und die wir vielleicht nicht anschauen wollten.

Doch oft sind die größten Schätze genau dort verborgen, wo es dunkel ist.

genervtheit loswerden

Indem dich dein Kind provoziert, kann es dir Bereiche aufzeigen, in denen du Verletzungen oder Prägungen aus deiner eigenen Kindheit mit dir trägst.

Diese unverarbeiteten Wunden, Muster und Glaubenssätze beeinflussen einen großen Teil unseres Lebens, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind.

Trotzdem empfinde ich es als unangenehm, wenn ich das Gefühl habe, provoziert zu werden oder dass niemand mir zuhört. Das ist verständlich.

Der Trick besteht darin, sich nicht in dem Moment, in dem du wütend bist, damit auseinanderzusetzen. Es funktioniert besser, sich in einem ruhigen Moment damit zu befassen.

Um in stressigen Situationen ruhig zu bleiben, hilft dir dieses Wissen allein nicht. Was helfen kann, ist zum Beispiel ein Notfallplan. Du kannst ihn hier herunterladen.

Ich werde oft nach einem «Fahrplan» gefragt, um die Muster aus der eigenen Kindheit loszulassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dafür, einige davon nutze ich in meinen Coachings.

Eine schöne Alternative bietet die Arbeit mit dem inneren Kind*. Gerade, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es einfach umsetzbar ist.

Vom Reiz zu der Reaktion – die Arbeit mit dem inneren Kind

Das innere Kind verkörpert die Glaubenssätze, Prägungen und Muster aus unserer Kindheit. Oft sind uns diese gar nicht bewusst, da sie im Unterbewusstsein ablaufen.

Sie zeigen sich häufig im Umgang mit unseren eigenen Kindern.

Du erkennst sie, wenn du viel schneller wütend oder genervt wirst durch etwas, was eigentlich keine große Sache sein müsste. Wenn das Verhalten deines Kindes dich also triggert.

Unser Gehirn arbeitet sehr visuell, also mit Bildern. Daher sind Übungen wie ein Gespräch mit dem inneren Kind so kraftvoll. Du kannst dir dein inneres Kind vorstellen, empathisch ihm gegenüber sein und jederzeit mit ihm in Kontakt treten.

Gerade uns Müttern fällt es leicht, uns ein Kind vorzustellen, das unsere Zuwendung braucht.

Wenn du dich fragst: «Wie kann ich ruhig bleiben, wenn mein Kind provoziert?», ist möglicherweise ein solcher Trigger im Spiel. Dann wirst du viel schneller genervt, wütend und reagierst möglicherweise nicht so, wie du es gerne hättest.

Es ist fast so, als würde einfach etwas mit dir geschehen, und vielleicht sagst oder tust du sogar Dinge, die du von deinen Eltern kennst und die du selbst nie sagen oder tun wolltest.

Um diese Reaktionen besser zu verstehen und aufzulösen, kannst du in Kontakt mit deinem inneren Kind treten. Dafür gibt es eine Vielzahl an Literatur und Meditationen, beispielsweise auf YouTube. Du kannst sie ausprobieren oder du meldest dich bei mir, und ich begleite dich dabei.

Für viele Mütter ist die Arbeit mit dem inneren Kind einfacher als der Kampf gegen anonyme Glaubenssätze. Hier ist ein Beispiel:

Ein häufiger Glaubenssatz ist: «Ich werde nur geschätzt/geliebt, wenn ich fleißig bin.»

Anstatt deinem erwachsenen Ich zu sagen, dass du so in Ordnung bist, wie du bist, kannst du es deinem inneren Kind sagen. Warum?

Weil du in deiner Kindheit geglaubt hast, dass du nur in Ordnung bist, wenn du fleißig bist.

In Gedanken kannst du dein inneres Kind auch in den Arm nehmen und trösten. Du kannst ihm erklären, dass es das nur geglaubt hat, weil deine Eltern immer so fleißig waren.

Falls das Bild des inneren Kindes dich nicht anspricht, ist das kein Problem. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du Annahmen und Verhaltensweisen aus deiner Kindheit überwinden kannst. Eine Internetrecherche kann dir dazu viele Vorschläge liefern, oder du gehst den direkten Weg und meldest dich bei mir.

Ruhig bleiben, wenn mein Kind provoziert

Alles schön und gut, denkst du dir? Doch wie kann ich denn nun tatsächlich ruhig bleiben, wenn mein Kind provoziert?

Als erster Schritt hilft der Gedanke, dass dein Kind sich nicht so verhält, um dich zu ärgern, sondern um etwas für sich zu erreichen. Es ist für dein Kind völlig normal und altersgerecht, sich so zu verhalten.

Das Verhalten meines Kindes richtet sich nie gegen mich. Mein Kind möchte etwas für sich erreichen und nicht mir schaden.

Goni Boller

Wenn dein Kind sich «provozierend» verhält, ist es vielleicht selbst in einer Notlage oder hat wichtige Bedürfnisse, die erfüllt werden möchten.

Du bist wütend geworden, weil dein Kind dich getriggert hat. Du hast eine Verletzung, ein Muster, eine Prägung oder einen Glaubenssatz in dir, der nun zum Vorschein gekommen ist.

Wenn dein Kind Essen auf den Boden wirft und du dich provoziert fühlst, könnte es sein, dass du als Kind bestraft wurdest, wenn dir Essen heruntergefallen ist (oder du es absichtlich geworfen hast). Vielleicht trägst du auch den Glaubenssatz mit dir herum: «Mit Essen spielt man nicht.»

Spüre in dich hinein und versuche bereits jetzt zu erkennen, wo der Auslöser liegt.

Falls nicht, frage dein inneres Kind direkt. Frage in Gedanken: «Inneres Kind, warum darf man kein Essen auf den Boden werfen? Wer sagt das?» Lausche, ob du eine Antwort hörst oder fühlst.

Warum darf man das nicht tun? Wer sagt das?

Diese Übung mag abstrakt wirken, und es fällt vielleicht anfangs noch etwas schwer, mit dem inneren Kind zu sprechen. Doch je öfter du es versuchst, desto einfacher wird es. Probiere es einfach mal aus.

Oft bringt es schon viel, wenn du erkennst, was hinter dem Trigger steht. Im nächsten Schritt kannst du deinem inneren Kind erklären, warum du diesen Glaubenssatz gar nicht mehr brauchst.

ruhig bleiben mit kind

Mit diesen Schritten kannst du schon sehr viel ruhiger bleiben, wenn dein Kind provoziert, oder du siehst es vielleicht gar nicht mehr als Provokation. Die Arbeit mit dem inneren Kind kann noch sehr viel tiefer gehen und vieles, was dir im Wege steht, auflösen. Gerne begleite ich dich dabei. Melde dich unter goni@mamaleicht.ch

Das bedeutet nicht, dass du nicht wütend, traurig oder genervt sein darfst über das Verhalten deines Kindes.

Das sind alles berechtigte Gefühle, und du musst nicht alles auflösen. Das wird sowieso kaum je gelingen. Diese Übungen sollen dir deinen Alltag erleichtern. Wenn du magst, probiere es aus, bleibe dabei locker und sei offen dafür, was dabei herauskommt.

Sei dabei geduldig und wohlwollend mit dir selbst.