Mein Kind soll sich zu einem emotional und sozial kompetenten Erwachsenen entwickeln können.
Doch was braucht es dazu und welche Entwicklung ist «normal»?
Kinder brauchen einen sicheren Raum, um emotionale Kompetenz zu entwickeln. Wir Eltern sollen ihnen dazu Vorbild sein und gleichzeitig Halt, sowie Orientierung bieten. Um das zu ermöglichen, sollen wir selbst emotional und sozial kompetent sein, beziehungsweise werden.
Vor einigen Generationen haben sich doch Eltern auch viel weniger für Erziehung, emotionale Kompetenzen, Emotionsregulations oder die emotionale Entwicklung ihrer Kinder interessiert?
Warum ist das heute plötzlich so wichtig?
In diesem Artikel
Elternschaft im Wandel – früher ging das doch auch?
Früher wurden Kinder nach festgelegten Regeln erzogen und Eltern setzten diese mehr oder weniger strikt um. Es wurde angenommen, dass Strenge und Härte auch ein Ausdruck elterlicher Liebe sein können.
Auch heute wird dieser Ansatz in einigen Kulturen immer noch praktiziert und auch hier sind die Gedanken hinter diesem Grundsatz noch nicht ganz verblasst.
Kinder lernen unter dieser Strenge keine Emotionsregulation, sondern eher eine Unterdrückung der Emotionen. Leider verschwinden so auch die positiven Aspekte des Gefühls und die Frustration sucht sich andere Ventile.
Die strenge Erziehung hat gewiss auch einige Vorteile. Denn ein vorgegebener ethisch-moralischer Rahmen bietet Sicherheit und Orientierung für die Eltern, auch wenn er die Freiheit begrenzt. Die Verantwortung für die seelischen Verletzungen, die dadurch bei den Kindern entstehen, liegt beim Kollektiv. Das entlastet die Eltern, denn sie machen es so, wie es immer schon gemacht wurde.
Gleichzeitig brauchen sich die Eltern so nicht mit ihrer eigenen emotionalen Kompetenz auseinanderzusetzen und es fällt nicht so sehr ins Gewicht, wenn sie nie so wirklich gelernt haben, ihre eigenen Emotionen zu regulieren.
Die Wichtigkeit der emotionalen Kompetenz in der heutigen Zeit
Ein enges Regelwerk funktioniert gut, wenn Kinder auf ein Leben in einer Gesellschaft vorbereitet werden sollen, die innerhalb dieser Grenzen agiert. Ein autoritärer Erziehungsansatz, der starre Regeln durchsetzt und den Willen des Kindes bricht, bereitet Kinder optimal auf ein Leben in solchen Strukturen vor.
Er versagt jedoch darin, Kinder auf ein eigenverantwortliches und freies Leben vorzubereiten, Werte, die in den Kulturen der Industrienationen tief verankert sind.
Kinder, die streng erzogen werden, scheinen in der Schule später mehr Schwierigkeiten zu haben, respektvoll und eigenverantwortlich zu agieren. Der Mangel an Strafen führt zu einer Orientierungslosigkeit, die sich in Rebellion äussern kann.
Damit widerlegt sich die Annahme, dass auffälliges Verhalten von Kindern und Jugendlichen auf mangelnde Strenge zu Hause zurückzuführen ist.
Um Kinder bestmöglich auf diese Freiheit und Eigenverantwortung vorzubereiten, ist es wichtig auf eine gute emotionale Entwicklung zu achten.
Doch was bedeutet das?
Konsequenz und Grenzen sind auch nicht die Lösung
Der Wechsel vom autoritären zum antiautoritären Ansatz in den 1970er Jahren brachte keine überzeugenden Ergebnisse. Weder Erwachsene noch Kinder profitierten davon.
Die Leitplanken fehlten den Kindern, um zu lernen verantwortungsvoll mit Freiheit umzugehen.
Viele Eltern versuchen sich irgendwo zwischen autoritär und antiautoritär einzufinden. Doch fällt es schwer für sich selbst herauszufinden, was von welcher Seite übernommen werden soll.
Als Unterstützung hiess es, dass Eltern konsequent sein sollen und dass Kinder Grenzen bräuchten. Doch wurde «Konsequenz» meist einfach als neues Wort für Strafen gebraucht und Grenzen werden willkürlich gesetzt. Damit sind diese Ansätze gar nicht so weit vom autoritären Umgang entfernt und eignen sich nicht, um die emotionale Kompetenz des Kindes zu fördern.
Auf Augenhöhe mit dem Kind sein
Viele Eltern möchten auf Augenhöhe mit dem Kind sein, liebevoll und einfühlsam mit ihm umgehen. Das ist wunderbar, denn so lernt es Emotionsregulation; wenn wir einfühlsam auf alle Gefühle des Kindes reagieren und ihm helfen, diese zu regulieren. Das nennt man auch «Co-Regulation» und diese ist die Grundlage dafür, dass Kinder später lernen, ihre Emotionen selbst zu regulieren.
Doch hier steckt eine Schwierigkeit. Während es in ruhigen Zeiten wunderbar gelingt auf Augenhöhe mit dem Kind zu sein, gelingt es in Konfliktsituationen oft nicht mehr.
In solchen Momenten greifen wir auf das zurück, was wir kennen – die autoritäre Methode, bei der wir uns über unsere Kinder hinwegsetzen. Dies führt bei unseren Kindern zu Unsicherheiten oder sogar Verletzungen, da es nicht mit unserer sonstigen partnerschaftlichen Beziehung übereinstimmt.
Keine Bange, falls es dir generell gelingt einfühlsam mit deinem Kind umzugehen und zwischendurch in stressigen Situationen klappt es nicht – das können Kinder aushalten. Wichtig ist es, danach ins Gespräch zu kommen und die Bindung wieder zu kitten.
Bist du unsicher, wie das funktioniert? Melde dich gerne bei mir und wir schauen das gemeinsam an.
Was es braucht, um die emotionale Entwicklung unserer Kinder zu fördern
Es braucht einen anderen Umgang mit unseren Emotionen. Nicht nur der Emotionen der Kinder, sondern auch die der Erwachsenen.
Vielleicht fällt es dir auch gar nicht so leicht, all deine Gefühle als wichtig und gut zu akzeptieren? Ja, alle – auch Wut, Traurigkeit, Scham, usw.
Die «Kleine Gefühlskunde für Eltern*» von Viviane Dittmar beschreibt die Elternschaft als Verliebtheit, gefolgt von einer reichen Palette an Gefühlen, die uns mit einer überraschenden Heftigkeit überfluten.
Dieser Überflutung sind wir zum Glück nicht einfach hilflos ausgeliefert, sondern wir können uns entscheiden, gemeinsam mit den Kindern zu wachsen.
Denn «nichts und niemand auf dieser Welt ist besser dazu geeignet, uns mit uns selbst zu konfrontieren, als unsere eigenen Kinder. Niemand erspürt unsere Schatten und Schwachstellen präziser als sie und keiner liebt uns bedingungsloser. Sie wollen nicht, dass wir perfekt sind, sie wollen vor allem, dass wir mit uns selbst und mit ihnen in Kontakt sind – sie wollen, dass wir da sind. Kinder fordern uns, über uns selbst hinauszuwachsen. Nehmen wir ihre Einladung an, wird der Prozess nicht nur zu einer neuen Beziehung zu unseren Kindern führen, sondern vor allem auch zu einer neuen Beziehung mit uns selbst und dem Leben an sich.»
Unsere Kinder wollen nicht, dass wir perfekt sind, sie wollen vor allem, dass wir mit uns selbst und mit ihnen in Kontakt sind – sie wollen, dass wir da sind.
Viviane Dittmar
Die emotionale Entwicklung unserer Kinder ist von entscheidender Bedeutung für ihr zukünftiges Wohlbefinden und ihre Erfolgserlebnisse im Leben.
Als Eltern haben wir die einzigartige Möglichkeit, die emotionale Kompetenz unserer Kinder zu fördern und ihnen dabei zu helfen, ihre Gefühle besser zu verstehen und zu regulieren.
Gleichzeitig können wir selbst als Eltern an unserer eigenen emotionalen Kompetenz arbeiten und gemeinsam mit unseren Kindern wachsen.
Was ist emotionale Kompetenz?
Emotionale Kompetenz ist die Fähigkeit, mit eigenen und fremden Gefühlen konstruktiv umgehen zu können. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen, auszudrücken und angemessen mit ihnen umzugehen.
Emotionale Kompetenz umfasst die Fähigkeit, eigene Emotionen zu regulieren sowie Empathie für die Gefühle anderer zu entwickeln.
Menschen mit hoher emotionaler Kompetenz sind in der Lage, ihre eigenen Emotionen bewusst wahrzunehmen, zu steuern und in sozialen Interaktionen angemessen zu reagieren. Sie können ihre Gefühle auch in Bezug auf bestimmte Situationen oder Herausforderungen verstehen und bewerten, was zu einer besseren Entscheidungsfindung und effektiven Problemlösung führt.
Emotionale Kompetenz ist von grosser Bedeutung für das persönliche Wohlbefinden, die Beziehungen zu anderen Menschen und den Erfolg im Berufs- und Privatleben.
Was bedeutet emotionale Entwicklung?
Emotionale Entwicklung bezieht sich auf den Prozess, in dem Kinder ihre emotionalen Fähigkeiten und Reaktionen entwickeln und verfeinern. Es umfasst die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen, auszudrücken und angemessen mit ihnen umzugehen. Während der emotionalen Entwicklung durchlaufen Kinder verschiedene Stufen und lernen, ihre eigenen Gefühle zu regulieren, Empathie für andere zu entwickeln und ihre sozialen Beziehungen zu gestalten.
In den frühen Lebensjahren sind Babys in erster Linie auf ihre primären Emotionen wie Freude, Angst, Wut und Traurigkeit beschränkt. Im Laufe der Zeit lernen sie jedoch, eine grössere Bandbreite von Emotionen zu erleben und zu differenzieren. Sie entwickeln auch die Fähigkeit, die Emotionen anderer Menschen zu erkennen und darauf zu reagieren.
Die emotionale Entwicklung ist eng mit anderen Aspekten der kindlichen Entwicklung verbunden, einschliesslich kognitiver, sozialer und sprachlicher Fähigkeiten. Eltern, Betreuer und die Umgebung spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der emotionalen Entwicklung von Kindern, indem sie ihnen sichere und liebevolle Beziehungen bieten, ihnen helfen, ihre Gefühle zu verstehen und zu regulieren, und ihnen Möglichkeiten zur sozialen Interaktion und zum emotionalen Ausdruck bieten.
Eine gesunde emotionale Entwicklung legt die Grundlage für das Wohlbefinden, die Beziehungen zu anderen Menschen und den Erfolg in verschiedenen Lebensbereichen. Sie ist ein lebenslanger Prozess, der sich im Laufe des Lebens weiterentwickelt und beeinflusst wird.
Was verstehen wir unter Emotionsregulation?
Emotionsregulation bezieht sich auf die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu erkennen, zu verstehen und angemessen mit ihnen umzugehen. Sie beinhaltet Strategien und Techniken, um Emotionen zu steuern, zu modulieren und in unterschiedlichen Situationen angemessen zu reagieren. Die Emotionsregulation ermöglicht es einer Person, ihre emotionalen Zustände zu regulieren, um das persönliche Wohlbefinden, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Anpassungsfähigkeit in verschiedenen Situationen zu verbessern.
Es gibt verschiedene Aspekte der Emotionsregulation, darunter:
Emotionsbewusstsein: Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu erkennen, zu benennen und zu verstehen. Es geht darum, sich bewusst zu sein, welche Emotionen man empfindet und wie sie sich anfühlen.
Emotionsausdruck: Die Fähigkeit, Emotionen auf angemessene Weise auszudrücken, sei es durch Worte, Mimik, Körpersprache oder andere Ausdrucksformen. Es beinhaltet die Fähigkeit, Gefühle klar und konstruktiv zu kommunizieren.
Emotionsmodulation: Die Fähigkeit, die Intensität, Dauer und Art der Emotionen zu regulieren. Es beinhaltet die Fähigkeit, negative Emotionen zu reduzieren oder zu beruhigen und positive Emotionen zu verstärken.
Emotionsakzeptanz: Die Fähigkeit, Emotionen anzunehmen und sie als normale und gültige Reaktionen auf bestimmte Situationen zu betrachten. Es geht darum, sich selbst zu erlauben, Emotionen zu empfinden, ohne sie zu unterdrücken oder zu verurteilen.
Emotionsfokussierte Bewältigung: Die Nutzung von Strategien zur Bewältigung von Emotionen, um mit stressigen oder belastenden Situationen umzugehen. Dies kann beinhalten, sich selbst zu beruhigen, Perspektivenwechsel vorzunehmen oder Unterstützung von anderen zu suchen.
Eine effektive Emotionsregulation hilft dabei, angemessen auf emotionale Herausforderungen zu reagieren, Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Sie ist eine wichtige Fähigkeit, die im Laufe des Lebens entwickelt und verfeinert werden kann.
Da gibt es ganz schön viel zu lernen für unsere Kinder und für uns als Eltern oder Bezugspersonen.
Die Emotionale Entwicklung des Kindes: Ein Blick auf verschiedene Altersstufen
Die Informationen in diesem Abschnitt stammen aus «Grundlagen der Entwicklungspsychologie*» von Gabriele Haug-Schnabel und Joachim Bensel, sowie aus «Babyjahre*» und «Kinderjahre*» von Remo Largo.
Emotionale Entwicklung im ersten Jahr
Der erste Ausdruck von Emotionen bei Säuglingen ist das Schreien. Dies dient dazu, Aufmerksamkeit zu erregen und Bedürfnisse auszudrücken, um von den Bezugspersonen gut versorgt zu werden. Mit etwa 6 Wochen tritt das Lächeln als positives Rückmeldesignal hinzu. Als Eltern steht man vor der Herausforderung, trotz der begrenzten Informationen aus Weinen und Lächeln herauszufinden, was das Baby tatsächlich braucht.
Die erste Emotionsregulation findet statt, indem das Baby Trost oder Zuspruch von seinen Bezugspersonen einfordert. Das Baby beginnt auch selbst, seine Emotionen zu regulieren, indem es beispielsweise am Schnuller saugt, um sich zu beruhigen, oder den Blick abwendet, wenn ihm alles zu viel wird. Schon früh sind auch Ausdrücke wie Ekel, Interesse und Freude erkennbar.
Im Laufe der Zeit kommen Überraschung (1-5 Monate), Wut (3-6 Monate) und Kummer (6-9 Monate) hinzu. Babys können diese Gefühle auch bei ihren Bezugspersonen erkennen und imitieren. Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist die Entwicklung der primären Emotionen (Freude, Wut, Angst, Ekel, Kummer, Überraschung und Verachtung) abgeschlossen.
Emotionale Entwicklung mit 1 Jahr
Mit etwa 18 Monaten entwickelt ein Kind ein Bewusstsein für sein «Ich», also die Erkenntnis, dass es eine eigenständige Person ist. Erst dann kann es Gefühle wie Verlegenheit, Neid oder Mitgefühl empfinden. In diesem Alter können die ersten «Trotzreaktionen» auftreten, bei denen das Kind sich vehement gegen etwas wehrt, was die Eltern möchten.
Eine Form der Emotionsregulation besteht darin, dass sich das Kind abwendet, die Ohren zuhält oder die Augen schliesst. Manche Kinder zeigen ihre Freude sehr körperlich, indem sie hüpfen und kaum ruhig sitzen können, während andere sich zurückziehen oder in ein Selbstgespräch verfallen.
Erst wenn Kinder sprechen lernen, können sie ihre Emotionen benennen. Dies geschieht frühestens mit etwa 20 Monaten. Kinder können dann einzelne Begriffe für sich oder andere verwenden, z.B. sagt ein Kind «Kian traurig», jedoch bedeutet dies nicht unbedingt, dass das Kind mitfühlt. Empathie entwickelt sich erst später. Es handelt sich eher um eine Feststellung.
Emotionale Entwicklung mit 2 Jahren
Zwischen dem Alter von 2 und 3 Jahren lernen Kinder Gefühlsbezeichnungen zu benutzen, um zu erklären, wie es ihnen geht, und andere dazu zu bewegen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Wenn Eltern ein gutes Vorbild in der Emotionsregulation sind und ihre Kinder einfühlsam begleiten (Co-Regulation), können einige Kinder in diesem Alter langsam beginnen, ihre Emotionen selbst zu regulieren. Auch ihr Verständnis für die emotionalen Äusserungen (verbal und nonverbal) ihrer Umgebung nimmt zu.
Langsam können sie über Ursachen und Folgen von Gefühlen sprechen und erkennen, dass Emotionen das Ergebnis innerer Prozesse sein können. Etwa ab dem 24. Monat können Kinder Stolz empfinden.
Im dritten Lebensjahr lernen Kinder, zwischen emotionalem Erleben und emotionalem Ausdruck zu unterscheiden, also zwischen dem, was sie fühlen, und dem, was sie nach aussen hin zeigen. Das Vortäuschen gelingt in diesem Alter jedoch meist noch nicht glaubwürdig.
Emotionale Entwicklung mit 3 Jahren
Im Alter von 3 Jahren ergibt sich mehr und mehr die Möglichkeit, sich mit Hilfe der Sprache selbst zu regulieren. Wenn zum Beispiel keine Nudeln mehr da sind, sagt das Kind: «Ich wollte sowieso keine Nudeln mehr, die schmecken mir gar nicht.» Das kann eine Möglichkeit sein, sich selbst zu beruhigen. Erwachsene wundern sich dann, wie das Kind erst nach 2 Tellern Nudeln merkt, dass es diese nicht mag.
Das Gefühl der Scham entwickelt sich erst ab dem Alter von 30 Monaten. Für diesen Schritt in der emotionalen Entwicklung muss das Kind erst soziale Regeln kennenlernen, zu denen es sein eigenes Verhalten in Beziehung setzen kann. Auch kann das Kind hier beginnen, Mitleid zu empfinden.
Emotionale Entwicklung mit 4 Jahren
Mit 3-4 Jahren lernen Kinder, ihre eigenen und fremden Emotionen zu unterscheiden. Dies ist ein wichtiger Entwicklungsschritt für die Empathiefähigkeit.
In diesem Alter erkennen Kinder, dass oft auch mehrere Gefühle gleichzeitig auftreten können und im Widerspruch zueinander stehen. Doch Lösungsmuster für Dilemma-Situationen werden erst im Grundschulalter gefunden.
Kindergartenkinder können langsam entscheiden, ob sie ihre erlebten Emotionen nach aussen zeigen möchten oder diese zu einem späteren Zeitpunkt zulassen. Dies geht einher mit dem Erkennen, wann welche Gefühle als «angemessen» angesehen werden.
Emotionale Entwicklung mit 5 Jahren
Mit fünf Jahren machen Kinder weitere Fortschritte in ihrer emotionalen Entwicklung. Sie können Emotionen wie Frustration und Enttäuschung besser kontrollieren und alternative Lösungen suchen. Das Kind entwickelt ein stärkeres Mitgefühl und kann die Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen besser verstehen und darauf reagieren.
Emotionale Entwicklung ab 6 Jahren
Im Alter von sechs Jahren entwickelt das Kind ein tieferes Verständnis für komplexe Emotionen wie Scham, Schuld und Stolz. Es kann Emotionen besser regulieren und alternative Perspektiven einnehmen.
Das Kind zeigt auch eine stärkere Fähigkeit zur Empathie und kann Mitgefühl sowie Unterstützung für andere zeigen.
Ab dem Schulalter können Kinder immer besser ihre Gefühle «spielen», das heisst, empfundene Gefühle verstecken oder andere Gefühle vortäuschen. Dabei tun sie dies häufiger, wenn sie alleine oder mit anderen Kindern sind als bei den Eltern.
Wird ein Kind ausreichend in seiner emotionalen Entwicklung unterstützt und bringt es die Veranlagung dazu mit, kann es sich in diesem Alter in andere hineinversetzen, lernt Kompromisse einzugehen und kann auch unangenehme Emotionen annehmen und mit ihnen umgehen. Somit hat das Kind viele der zentralen Fähigkeiten erlernt, die eine emotionale Kompetenz ausmachen.
Wie fördern wir unsere Kinder darin, Emotionale Kompetenz zu entwickeln?
Oft passiert es Eltern, dass sie von ihren Kindern schlicht zu viel erwarten. Es ist wichtig zu verstehen, dass ein 2-Jähriger noch nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass er einem anderen Kind mit der Schaufel wehtut (Empathie entwickelt sich erst später) oder seine Emotionen so umfassend zu regulieren, dass er gar nicht erst zuschlägt.
Die Fähigkeit, seine Emotionen regulieren zu können und dadurch emotionale Kompetenz zu erwerben, hängt von den Wechselwirkungen zwischen dem kindlichen Temperament und dem Umgang mit Emotionen in der Familie und dem Umfeld ab.
Ganz wichtig in der emotionalen Entwicklung ist eine sichere Bindung. Ebenso zentral ist ein offener, toleranter Umgang mit Emotionen, und zwar mit allen Emotionen. Wichtig ist, wie die Erwachsenen ihre Emotionen dem Kind gegenüber ausdrücken und wie sensibel sie auf kindliche Emotionen reagieren.
Die Entwicklung der emotionalen Kompetenz wird behindert, wenn bestimmte Emotionen oder Aspekte davon bestraft oder ignoriert werden. Oft passiert es, dass einzelne Verhaltensweisen, die «von der Bezugsperson erwünscht sind und ihr gefallen, sofort beantwortet werden, während andere, für das Kind typischere und ebenfalls legitime Teile seines Selbsterlebens regelmässig ignoriert oder gar geleugnet werden. Diese Situation erschwert es dem Kind emotional Kompetent zu werden.» (Haug-Schnabel)
Was sind Emotionen?
Emotionen und Gefühle sind Begriffe, die oft synonym verwendet werden, obwohl sie nicht dasselbe bedeuten. Ich gebe zu, dass auch ich Schwierigkeiten habe, die beiden voneinander zu unterscheiden, da Experten unterschiedliche Definitionen liefern.
Emotionen können als intensive psychophysiologische Reaktionen auf bestimmte Reize oder Situationen beschrieben werden. Sie manifestieren sich durch körperliche Veränderungen wie erhöhten Herzschlag, gesteigerte Atmung, Muskelanspannung und Hormonausschüttung. Emotionen werden als biologische Reaktionen betrachtet, die uns auf bestimmte Ereignisse vorbereiten und motivieren, zu handeln. Beispiele für Emotionen sind Freude, Angst, Wut, Traurigkeit und Überraschung.
Gefühle hingegen beziehen sich auf die bewusste Wahrnehmung und Bewertung von Emotionen. Sie sind subjektive Erlebnisse und beinhalten die Interpretation und Bedeutung, die einer Emotion zugeschrieben wird. Gefühle sind individuell und können je nach Person und Kontext variieren. Sie werden oft mit beschreibenden Begriffen wie Glück, Trauer, Zorn oder Zuneigung ausgedrückt.
Mit anderen Worten: Emotionen sind die körperlichen Reaktionen, die in uns ausgelöst werden, während Gefühle die bewusste Erfahrung und Interpretation dieser Emotionen darstellen.
Persönlich bin ich der Überzeugung, dass auch Emotionen durch eine Interpretation unserer Umgebung ausgelöst werden und somit die Abgrenzung unklarer wird. Ebenfalls glaube ich nicht unbedingt, dass Gefühle immer bewusst wahrgenommen werden. Daher bin ich der Meinung, dass sich die beiden Aspekte ziemlich überlappen. In diesem Artikel werde ich daher in Bezug auf die Emotionsregulation von Emotionen und Gefühlen sprechen.
Vielleicht ist es letztendlich gar nicht so wichtig, eine klare Unterscheidung oder Definition von «Emotionen» vorzunehmen.
Freude, Traurigkeit, Wut, Angst, Ekel und Überraschung – unsere «Basisemotionen»
Ich möchte trotzdem kurz darauf eingehen, was verschiedene Emotionen sein können. Experten sprechen oft von den sogenannten «Basisemotionen» oder primäre Emotionen.
Die Idee geht auf den amerikanischen Psychologen Paul Ekman zurück. Ekman postulierte, dass es eine universelle, angeborene Gruppe von Emotionen gibt, die in allen Kulturen und unabhängig von individuellen Erfahrungen erkennbar sind.
Die sechs Basisemotionen, die von Ekman identifiziert wurden, sind:
- Freude (Joy)
- Traurigkeit (Sadness)
- Wut (Anger)
- Angst (Fear)
- Ekel (Disgust)
- Überraschung (Surprise)
Diese Basisemotionen wurden durch zahlreiche Studien gestützt, die gezeigt haben, dass Menschen unabhängig von ihrer kulturellen Herkunft oder Sprache in der Lage sind, diese Emotionen anhand von Gesichtsausdrücken zu erkennen und zu unterscheiden.
Heute werden je nach Theorie und Experte folgende Emotionen ebenfalls dazugezählt:
- Interesse
- Not
- Verachtung
- Selbstfeindschaft
- Schüchternheit
- Liebe
- Eifersucht
- Scham
- Schuld
- Neid
- Hoffnung
- Stolz
- Langeweile
- Reue
Als Gefühle können jedoch noch viel mehr Dinge bezeichnet werden. Gute Listen dazu findest du im Zusammenhang mit der Gewaltfreien Kommunikation. Zum Beispiel hier.
Warum ich das erwähne? Ein erster Schritt in Richtung Entwicklung der Emotionsregulation beinhaltet uns Eltern als gute Vorbilder und ein erster Schritt in Richtung konstruktivem Umgang mit unseren eigenen Emotionen und Gefühlen startet mit dem Erkennen, welche Empfindungen überhaupt vorhanden sind. Dazu mehr weiter unten.
Die emotionale Entwicklung deines Kindes fördern beginnt bei dir
Wie gut kennst du deine eigenen Emotionen und Gefühle?
Und wie gut kannst du diese regulieren?
Wenn es dir geht, wie den Meisten, dann wohl eher so mässig.
- Wir lernten als Kinder, unsere Wut und Traurigkeit zu unterdrücken, weil wir negative Reaktionen aus unserem Umfeld befürchteten.
- Wir glauben, dass Gefühle einfach so plötzlich da sind und wir da gar nichts daran ändern können.
- Wir teilen die Gefühle in gut und schlecht ein.
- Wir versuchen die vermeintlich schlechten Gefühle wegzudrücken und loszuwerden
- Wir glauben, dass unser Umfeld (Kinder, Chef, Wetter) «schuld» an unseren Gefühlen sind
- Wenn es nicht mehr geht, die Gefühle drin zu behalten, dann explodieren diese aus uns heraus in einer oft unerwarteten Heftigkeit
- Gefühle bringen uns in einen Notmodus, in dem wir zu unseren Kindern Dinge sagen oder Dinge tun, die wir gar nicht sagen oder tun möchten
All das, und bestimmt noch viel mehr, bewirkt, dass wir unsere Emotionsregulation so dürftig ausfällt.
Denn Gefühle und Emotionen tauchen nicht einfach aus, sondern sie werden erzeugt, und zwar von uns selbst.
Wünschst du dir einen Notfallplan für die Situationen, wo dich die Gefühle scheinbar überrollen und du nicht mehr du selbst bist? Hier kannst du ihn dir herunterladen.
Gefühle tauchen nicht einfach aus, sie werden von uns selbst erzeugt
Nachdem wir etwas wahrnehmen (zum Beispiel, dass das Kind die Wand bemalt), interpretieren wir die Situation (das Kind will mich provozieren, testet seine Grenzen, hört nicht, usw.). Daraufhin entsteht ein Gefühl (Wut), dem wir entsprechend reagieren (schreien).
Jedoch kann dieselbe Situation von jemand anderem ganz anders wahrgenommen werden, was zu einem ganz anderen Gefühl führt:
Interpretation: Das Kind konnte die Schachtel mit dem Papier nicht öffnen und hat daher die Wand angemalt.
Gefühl: Überraschung.
Reaktion: Erklären, dass die Wand nicht bemalt werden soll und helfen, die Schachtel zu öffnen.
Es ist auch möglich, dass das Gefühl dasselbe ist, aber durch eine andere Interpretation die Reaktion unterschiedlich ausfällt:
Interpretation: Das Kind wollte ausprobieren, wie es sich anfühlt, auf der Wand zu malen, und seine Impulskontrolle ist noch nicht entwickelt.
Gefühl: Wut.
Reaktion: Das Gefühl benennen: «Ich bin sehr verärgert, weil die Wand nun nicht mehr schön ist. Mir ist es wichtig, dass die Wand schön bleibt. Ich gebe dir ein Blatt Papier, auf dem du malen kannst, und ich werde herausfinden, wie wir die Wand wieder sauber bekommen.»
In diesen Beispielen wird deutlich, wie unsere Interpretation einer Situation und die damit verbundenen Gefühle und Reaktionen variieren können. Es ist wichtig zu erkennen, dass unterschiedliche Perspektiven und Interpretationen zu unterschiedlichen emotionalen Reaktionen führen können. Indem wir uns bewusst sind, wie wir Situationen interpretieren, können wir besser verstehen, warum wir bestimmte Gefühle haben und wie wir angemessen darauf reagieren können.
Gefühle und ihre Stärken
Mir gefällt die Idee von Viviane Dittmar, dass all unsere Gefühle auch Stärken haben. Sie bezieht sich dabei auf die 5 Gefühle Wut, Trauer, Angst, Scham und Freude.
Die Stärken der Wut: «Stopp» sagen und klar sein
Wutkraft brauchen wir, um:
- für unsere Bedürfnisse einzustehen
- unsere Grenzen zu wahren
- das Kind in Gefahrensituationen zu schützen
- einzugreifen, wenn das Kind gegen Schwächere vorgeht
- das Kind vor den Übergriffen Stärkerer zu schützen
Wenn du es schaffst in deiner Wut Stärke zu sehen, statt einen brodelnden Vulkan, kannst du sie einsetzen. Kinder brauchen diese Stärke, um sich orientieren zu können. Nicht als Explosion, sondern als Grenze.
Wenn wir Eltern explodieren, wurden unsere Grenzen oft schon eine Weile nicht gewahrt und/oder unsere Bedürfnisse nicht respektiert.
Wut entsteht durch die Interpretation einer Situation «Das ist falsch» oder «ich finde das falsch».
Wenn zu wenig der Wutkraft vorhanden ist, dann sind wir den Kindern ein schlechtes Vorbild. Denn so können sie nicht lernen, wie man für Grenzen und Bedürfnisse einsteht. Gleichzeitig kann das Fehlen zu Unsicherheit führen. Den Kindern fehlen die Leitplanken.
Die Stärken der Trauer: «Ja, so ist es» zu sagen.
Trauerkraft brauchen wir, um:
- Bedürfnisse loszulassen
- anzunehmen, dass wir unseren Kindern nicht alle Bedürfnisse erfüllen können
- unsere Kinder so anzunehmen und zu lieben, wie sie sind
- dem Kind Fehltritte zu verzeihen
Durch Trauer können wir annehmen. Sie entsteht durch die Interpretation, dass etwas schade ist. Also etwas ist anders, als ich es mir vorgestellt hätte, jedoch kann ich es nicht ändern.
Diese Kraft ist im Umgang mit Kindern sehr wichtig. Die Wand wurde bemalt – schade. Mein Kind möchte noch auf dem Spielplatz bleiben und ich möchte gehen – schade. So ist es möglich, statt in den Kampfmodus zu schalten und eine Tatsache bekämpfen zu wollen, diese anzunehmen und von dort weiter zu schauen.
Wenn wir die Trauer nicht zulassen, dann gelingt es nicht, anzunehmen.
Die Stärken der Angst: Schutz vor Gefahren
Angstkraft brauchen wir, um:
- uns einzugestehen, dass wir nicht alles vorhersehen können
- wachsam zu sein, um unsere Kinder vor Gefahren zu schützen
- Erkennen, wo bei uns noch etwas im Dunkeln liegt, Wachstumschancen bei uns zu erkennen
Angst entsteht durch die Interpretation, dass etwas furchtbar, aufregend oder schrecklich ist. Wie bei der Wut steht hier dahinter, dass etwas anders ist, als wir es gerne hätten. Doch es ist nicht möglich, etwas zu verändern und wir können es nicht akzeptieren, wie bei der Trauer.
Die Angst ist ein Signal für das Unbekannte.
Als Eltern begegnet uns die Angst oft, wenn wir uns um unsere Kinder Sorgen machen und Schwarzmalerei für ihre Zukunft betreiben. Gedanken können sein «Wenn mein Kind jetzt nicht gute Noten in der Schule schreibt, wird später nichts aus ihm werden.» oder auch «Muss ich mein Kind davor schützen hinzufallen und sich wehzutun oder behindere ich es damit in seiner Entwicklung?»
Es ist völlig normal, dass wir Eltern Angst empfinden, wenn uns etwas Unbekanntes begegnet.
Die Stärken der Scham: Hinterfragen, ob wir es gut / richtig machen
Schamkraft brauchen wir, um
- uns selbst in Frage zu stellen
- uns zu entwickeln
- dem Kind zu zeigen, dass es ok ist, Fehler zu machen
- authentisch zu sein
Die Interpretation hinter der Scham ist, dass etwas falsch ist oder dass unser Verhalten falsch ist. Eine typische Schambehaftete Frage für Eltern ist «Bin ich eine schlechte Mutter» oder «Habe ich eigentlich alles falsch gemacht?»
Im Gegensatz zu den anderen Kräften, richtet sich die Schamkraft nicht gegen aussen, sondern gegen innen.
Selbstreflexion wird dadurch angetrieben. Also eine sehr wichtige Fähigkeit als Eltern und auch generell für unser eigenes Wohlbefinden und für unsere Beziehungen.
Die Stärken der Freude: «Du bist wunderbar»
Freudekraft brauchen wir, um
- unsere Kinder zu würdigen
- das Leben zu geniessen und zu feiern
- dankbar zu sein und Dankbarkeit vorzuleben
- natürliche Autorität zu haben
Die Freude entsteht durch die Interpretation, dass etwas richtig oder schön ist.
Wenn die Kraft der Freude da ist, können wir unsere Kinder geniessen und Spass zusammen haben. Es fühlt sich gut und richtig an. Die Kinder lassen sich von der Freude gerne anstecken. Auch wir können uns von der Freude der Kinder anstecken lassen und uns an den kleinen und grossen Dingen erfreuen.
So verbesserst du deine eigene Emotionsregulation
Die Verbesserung der Emotionsregulation erfordert regelmässige Übung und bewusstes Engagement. Hier sind einige praktische Übungen, die dir dabei helfen können:
- Das Gefühl da sein lassen: Wenn sich eine Emotion oder ein Gefühl bemerkbar machen, die du als unangenehm empfindest, versuche die Empfindung einfach da sein zu lassen. Alle Gefühle sind wichtig und unterstützen dich. Versuche dich in das Gefühl hineinzuentspannen. Zugelassene Gefühle sind in der Regel viel rascher wieder weg als solche, die wir versuchen wegzudrücken.
- Achtsamkeitsmeditation: Setze dich in einer ruhigen Umgebung hin und konzentriere dich auf deinen Atem oder auf die Empfindungen in deinem Körper. Beobachte deine Emotionen, ohne sie zu bewerten oder zu verändern. Dies hilft dir, eine grössere Bewusstheit für deine eigenen Gefühle zu entwickeln und sie besser zu regulieren.
- Gefühlsjournal: Führe ein Tagebuch, in welchem du regelmässig deine Gefühle festhältst. Beschreibe, was du empfindest, was das Gefühl ausgelöst hat und wie du darauf reagiert hast. Dies hilft dir, Muster zu erkennen und bewusster mit deinen Emotionen umzugehen.
- Was ist die Stärke deiner Emotion: Überlege dir, wie dich die Emotion in diesem Moment unterstützen wollte. Wollte sie dich vor etwas beschützen oder dir helfen, dein Kind zu schützen? War sie da, um dir zu helfen die Tatsachen anzunehmen oder deine Bedürfnisse zu erfüllen?
- Atemübungen: Mache Atemübungen, um deine Emotionsregulation zu unterstützen. Zum Beispiel kannst du tief durch die Nase einatmen, den Atem für ein paar Sekunden halten und dann langsam durch den Mund ausatmen. Während du ausatmest, lass los und spüre, wie sich deine Spannung löst. Diese Übung eignet sich gut als Einstieg, wenn du danach beispielsweise ins Gefühlsjournal schreiben möchtest oder abends zum Herunterfahren.
- Körperliche Aktivität: Engagiere dich in körperlicher Aktivität wie Yoga, Tanzen oder Joggen. Bewegung hilft dabei, Spannungen abzubauen und die Freisetzung von Endorphinen zu fördern, die positive Emotionen und Wohlbefinden unterstützen.
- Soziale Unterstützung: Suche den Austausch mit anderen Eltern, denen du vertraust oder Familienmitgliedern. Teile deine Gefühle mit ihnen und bitte um Unterstützung und Erfahrungsberichte. Manchmal kann allein das Sprechen über deine Emotionen dazu beitragen, sie besser zu regulieren und sie überhaupt anzunehmen. Und: Ganz viele Eltern empfinden so wie du, nur reden wir so selten drüber.
- Selbstmitgefühl entwickeln: Sei freundlich und mitfühlend zu dir selbst, wenn du mit schwierigen Emotionen konfrontiert bist. Akzeptiere, dass es normal ist, Emotionen zu haben, und erlaube dir, sie zu fühlen, ohne dich selbst zu verurteilen. Praktiziere Selbstfürsorge, indem du Dinge tust, die dir Freude bereiten und dir helfen, dich zu entspannen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Emotionsregulation ein individueller Prozess ist und jeder Mensch unterschiedliche Ansätze finden kann, die für sie am besten funktionieren. Experimentiere mit verschiedenen Übungen und Techniken, um herauszufinden, welche für dich am effektivsten sind.
Wünschst du dir Unterstützung, um einen besseren Umgang mit deinen Emotionen zu lernen? Melde dich bei mir, gemeinsam finden wir die für dich passenden nächsten Schritte.
Und so kannst du dein Kind direkt in seiner emotionalen Entwicklung unterstützen
Mit diesen praktischen Tipps kannst du dein Kind in seiner emotionalen Entwicklung unterstützen.
- Sei ein Vorbild: Kinder lernen viel durch Beobachtung. Zeige ihnen, dass es normal und gesund ist, sowohl angenehme als auch unangenehme Gefühle zu haben. Teile deine eigenen Emotionen mit deinem Kind und ermutige es, über seine eigenen Gefühle zu sprechen. Zeige auch, dass die negativen Gefühle wieder vorbeigehen und es unterschiedliche Strategien gibt, mit diesen umzugehen.
- Sprich mit deinem Kind über Gefühle: Rede nicht nur über deine Gefühle, sondern auch über die des Kindes und anderer Menschen. So lernt dein Kind eine ganze Bandbreite an Gefühlen kennen. Dazu kann es hilfreich sein, Listen von Gefühlen anzuschauen. Meist besitzen wir gar nicht allzu viele Gefühlsausdrücke in unserem Vokabular.
- Was dein Kind empfindet, ist richtig: Nehme alle Gefühle deines Kindes ernst. Was auch immer es fühlt, das ist ok. Versuche es nicht zu beschwichtigen («das ist doch nicht so schlimm») oder dazu zu bringen, seine Gefühle zu unterdrücken («Jetzt reiss dich doch mal zusammen»). Zeige Verständnis und Empathie.
- Fördere Emotionsregulation: Hilf deinem Kind, gewaltlose Strategien zur Emotionsregulation zu finden und zu erlernen. Dies kann zum Beispiel durch das Benennen und Besprechen von Gefühlen, Atemübungen oder das Ausprobieren von Entspannungstechniken geschehen.
- Unterstütze die Selbstwahrnehmung: Spiele und Bücher können dazu beitragen, dass Kinder ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse besser erkennen und ausdrücken können. Nutze diese Ressourcen, um mit deinem Kind über verschiedene Emotionen zu sprechen und Wege zu finden, diese zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.
- Förderung von sozialem Kontakt: Kontakte mit Gleichaltrigen sind wichtig, damit Kinder lernen, sich in andere hineinzuversetzen und ihre soziale Kompetenz zu entwickeln. Biete deinem Kind die Möglichkeit, mit anderen Kindern zu spielen und gemeinsame Erfahrungen zu machen. Dies fördert auch die Entwicklung der Fremdwahrnehmung. Lasst die Kinder auch Konflikte gemeinsam lösen und steht mehr als Coach, statt als Richter zur Seite.
- Schaffe einen sicheren und liebevollen Raum: Kinder brauchen eine sichere Umgebung, in der sie ihre Gefühle frei ausdrücken können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Schaffe ein liebevolles Zuhause, in dem dein Kind Vertrauen und Geborgenheit findet.
- Achte auf die individuellen Bedürfnisse deines Kindes: Jedes Kind ist einzigartig und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Nimm dir Zeit, um die emotionalen Bedürfnisse deines Kindes zu erkennen und darauf einzugehen. Zeige ihm, dass du da bist, um es zu unterstützen und zu verstehen.
- Ermutige zu kreativem Ausdruck: Kreatives Ausdrücken wie Malen, Musik oder Tanzen kann eine wunderbare Möglichkeit sein, Emotionen zu verarbeiten und auszudrücken. Biete deinem Kind verschiedene kreative Aktivitäten an und ermutige es, seine Gefühle auf kreative Weise auszudrücken.
- Baue eine starke Bindung auf: Eine starke Bindung zu deinem Kind ist entscheidend für seine emotionale Entwicklung. Verbringe qualitativ hochwertige Zeit mit deinem Kind, sei präsent und zeige ihm deine bedingungslose Liebe und Unterstützung.
- Ermutige zur Selbstreflexion: Hilf deinem Kind dabei, seine eigenen Emotionen und Verhaltensweisen zu reflektieren. Stelle Fragen wie «Wie hast du dich gefühlt?» oder «Was könntest du nächstes Mal anders machen?» Dadurch lernt dein Kind, seine eigenen Gefühle und Reaktionen zu verstehen und gegebenenfalls anzupassen.
- Sei geduldig und unterstützend: Emotionale Entwicklung ist ein fortlaufender Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Sei geduldig mit deinem Kind und unterstütze es in seinen Fortschritten und Herausforderungen. Gib ihm die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen und sich weiterzuentwickeln.
Indem du diese praktischen Tipps in den Alltag integrierst, kannst du die emotionale Entwicklung deines Kindes unterstützen und ihm dabei helfen, ein gesundes Verständnis und einen positiven Umgang mit seinen Gefühlen zu entwickeln.
Tust du dir manchmal schwer, die richtigen Worte im Umgang mit deinem Kind zu finden? In meinem eBook lernst du, wie du so mit deinem Kind reden kannst, dass es dir auch wirklich zuhöret.
Quellen:
Vivian Dittmar: Gefühle & Emotionen – eine Gebrauchsanweisung und «Kleine Gefühlskunde für Eltern – wie Kinder emotionale & soziale Kompetenz entwickeln
Gabriele Haug-Schnabel und Joachim Bensel: «Grundlagen der Entwicklungspsychologie»
Remo Largo: «Babyjahre» und «Kinderjahre»
Definition der Emotionen
Ekman, P. (2003). Emotions Revealed: Recognizing Faces and Feelings to Improve Communication and Emotional Life.
Plutchik, R. (2001). The Nature of Emotions. American Scientist, 89(4), 344-350.
Izard, C. E. (2010). The Many Meanings/Aspects of Emotion: Definitions, Functions, Activation, and Regulation. Emotion Review, 2(4), 363-370.
Fotos: Canva
Goni Boller ist Mentorin und Coach für Mütter, die einen gelasseneren und klareren Umgang mit ihren bedürfnisstarken und vielseitigen Kindern finden möchten. Sie unterstützt Eltern dabei, herausfordernde Situationen besser zu meistern, mehr Ruhe und Sicherheit im Familienalltag zu gewinnen und die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Blick zu behalten. Mit ihrem Wissen aus Hirnforschung, Neurodiversität, Psychologie und der kindlichen Entwicklung begleitet sie Mütter auf ihrem individuellen Weg, ein achtsames und stärkendes Familienleben zu gestalten.