Manchmal könnten wir unsere Kinder auf den Mond schiessen.
Und ach so oft fragen wir Eltern uns, ob unser in solchen Momenten ungünstiges Verhalten negative Auswirkungen auf unsere Sprösslinge haben können.
Kann es?
Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, die Eltern-Kind-Bindung etwas genauer anzuschauen und wie es möglich ist, die Bindung zum Kind zu stärken.
In diesem Artikel
Warum ist eine starke Eltern-Kind-Bindung so wichtig?
Bindung ist eines der wichtigsten Bedürfnisse unserer Kinder.
Vor allem in den ersten Jahren scheint die Beziehung zu den nächsten Personen im Leben eines Kindes zu beeinflussen, wie es sich für den Rest seines Lebens binden kann – zu der Bindungstheorie später mehr.
Studien konnten einen möglichen Zusammenhang zwischen der Bindungserfahrung eines Kindes und vieler wichtiger Faktoren in seiner Entwicklung feststellen.
Folgende Eigenschaften stehen in Zusammenhang mit der Bindung:
- Höheres Selbstwertgefühl und mehr Selbstvertrauen
- Verbesserte emotionale Gesundheit: Höhere emotionale Stabilität und geringere Anfälligkeit für psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände
- Verbesserte kognitive Fähigkeiten und bessere schulische Leistungen
- Verbesserte soziale Fähigkeiten und erfolgreicher Beziehungen zu anderen Kindern und Erwachsenen aufbauen
- Höhere Resilienz – können besser schwierige Situationen bewältigen und sich von ihnen erholen
- Positive Auswirkung auf die körperliche Gesundheit, einschliesslich einer verbesserten körperlichen Entwicklung und eines gestärkten Immunsystems
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine starke Bindung zwischen Eltern und Kind (oder einer anderen Bezugsperson) von entscheidender Bedeutung für die kindliche Entwicklung ist.
Sie trägt zu einer verbesserten emotionalen, kognitiven und sozialen Entwicklung bei und stärkt die Resilienz, sowie die körperliche Gesundheit des Kindes.
Was verstehen wir unter der Bindung zwischen Eltern und Kind?
Kritiker der bindungsorientierten Erziehung mäkeln gerne, dass jeder Wunsch des Kindes von den Augen abgelesen würde und die Kinder machen können, was sie wollen.
Doch das ist nicht Bindung, das ist Laisser-faire. Während dieser Erziehungsstil in den 70er und 80er Jahren als Gegenbewegung zum autoritären Umgang mit Kindern durchaus seine Berechtigung hatte, so ist diese Idee längst überholt.
Eltern, die sich mit moderner Erziehung und der aktuellen Studienlage befassen, stehen an einem anderen Punkt.
Ihnen ist bewusst, dass die Bindung wichtiger ist als irgendwelche starren Erziehungsideen oder -ideale. Gleichzeitig wissen sie auch, dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder gleichermassen wichtig sind und die Kunst darin liegt, diese unter einen Hut zu bringen.
Trotzdem fällt es gar nicht immer leicht, in der Beziehung zum Kind zu bleiben. Vor allem, wenn dieses so gar nicht das tut, was wir möchten. Wünschst du dir eine Sprache, bei der dein Kind auch wirklich zuhört? In meinem eBook erkläre ich dir wie.
Gerne fallen wir in solchen Momenten zurück in alte Muster. Dann handeln wir so, wie es unsere Eltern oder Grosseltern schon getan haben.
In meinen Coachings ist das überwinden solcher alten Muster ein sehr präsentes Thema. Denn oft sind wir in diesen Situationen nicht so, wie wir es gerne sein möchten, sondern reagieren auf eine Weise, wie wir es nie wollten.
Kennst du solche Momente auch?
Ich glaube, diese kennen alle reflektierten Eltern. Und das Gute daran – wenn du schon begonnen hast, dich mit dir und deinem Umgang mit deinem Kind auseinanderzusetzen, dann hast du den ersten Schritt in Richtung harmonischerem Familienleben schon getan.
Gleichwürdigkeit stärkt die Bindung zum Kind
Um auf Augenhöhe miteinander umzugehen, ist es wichtig, die Kinder als gleichwürdig anzusehen, wie es der Familienexperte Jesper Juul so schön formuliert. Grundsätzlich bedeutet dies, mit meinem Kind ebenso zu interagieren, wie ich es mit Erwachsenen tun würde. Dem entgegen steht die Gleichberechtigung – denn Kinder haben natürlich nicht die gleichen Rechte wie die Eltern.
Für eine starke Eltern-Kind-Bindung finde ich die grundlegende Sicht, die Kinder als gleichwürdig zu sehen für sehr hilfreich.
Was, wenn die Bindung nicht sicher ist? Die Theorie der 4 Bindungstypen
Eine sichere Bindung zeichnet sich durch vollkommenes Vertrauen in die Bezugspersonen aus und vermittelt dem Kind ein positives Selbstwertgefühl. Kinder mit einer sicheren Bindung können ihre Gefühle ausdrücken, lernen diese zu regulieren und suchen bei Problemen Hilfe, da sie überzeugt sind, dass andere ihnen helfen können und man gemeinsam stark ist.
Neben der sicheren Bindung gibt es auch drei unsichere Bindungstypen, die sich jeweils durch spezifische Merkmale auszeichnen.
Bei einem unsicher-vermeidenden Bindungsmuster werden die Bedürfnisse des Kindes oft nicht ausreichend beachtet, wodurch es lernt, Bindungswünsche zu unterdrücken und früh selbstständig wird.
Die Bezugspersonen bei einem unsicher-ambivalenten Bindungsstil sind manchmal sehr fürsorglich und manchmal nicht, was dazu führt, dass das Kind sich an sie klammert und wenig selbstständig wird.
Bei der unsicher-desorganisierten Bindung ist die Bindung zu den Bezugspersonen aufgrund traumatischer Erlebnisse in den ersten Lebensmonaten gestört, wodurch betroffene Kinder widersprüchliches und manchmal aggressives Verhalten zeigen können.
Viele Experten legen die Bindungsstile nicht mehr so starr aus und sind der Überzeugung, dass die Übergänge fliessend sind und es durchaus auch Kombinationen dieser Muster gibt. Auch sind diese nicht in Stein gemeisselt. Eine unsicher gebundene Person kann duch Beziehungen mit sicher gebundenen Menschen oder durch eine Therapie / Persönlichkeitsentwicklung durchaus sein Bindungsverhalten ändern.
Wie ist es möglich, die Bindung zum Kind zu stärken?
Wünschst du dir, die Bindung zu deinem Kind zu stärken, damit ihr krisenresistenter seid und du dein Kind für seine Zukunft stärken kannst? Dann findest du in den folgenden Tipps bestimmt auch etwas, was du umsetzen kannst.
Grundsätzlich können Eltern oder andere Bezugspersonen dazu beitragen, eine starke Bindung aufzubauen, indem sie auf die Bedürfnisse ihres Kindes achten, sich liebevoll und unterstützend verhalten, sowie eine sichere Umgebung schaffen, in der sich ihr Kind wohlfühlt.
Die Verbindung zum Kind wird zwischendurch abbrechen, das ist ganz normal und ein sicher gebundenes Kind kann das wegstecken. Wichtig ist, dass die Beziehung grundsätzlich verlässlich ist. So kann sie auch Krisenmomente unbeschadet überstehen.
Was ein Kind braucht, um sich mit seinen Eltern verbunden zu fühlen, ist je nach Alter und Persönlichkeit unterschiedlich und doch gibt es viele Überschneidungen.
Hier sind 17 Möglichkeiten, wie du die Bindung zu deinem Kind stärken kannst:
1 Sei ehrlich, verlässlich und durchschaubar
Damit meine ich nicht die kleine Notlüge hier und da. Ich glaube, die liegen je nachdem durchaus drin. Doch versuche grundsätzlich ehrlich mit deinem Kind zu sein, denn es kann bewirken, dass dein Kind sein Vertrauen in dich verliert.
Es ist auch viel schwieriger zu erklären, warum wir erst was anderes erzählt haben, um es dann wieder richtig zu stellen, statt von Anfang an die (vielleicht auch etwas unangenehme) Wahrheit zu erklären.
Es ist auch ok zu sagen, dass du beispielsweise auf etwas gar keine Lust hast oder keine Nerven mehr hast, statt eine Lüge zu erfinden. Kinder merken, wenn wir etwas sagen, aber etwas anderes meinen.
Auch ist es wichtig, dass deine Handlungen und Aussagen für dein Kind durchschaubar sind. Wenn du mal so und mal anders entscheidest, kann dies dein Kind verunsichern. Ausser du kannst klar kommunizieren, warum das so ist. Für den Aufbau einer sicheren Bindung müssen deine Reaktionen für Kinder nachvollziehbar sein.
In diesem Zusammenhang ist es auch sehr wichtig, dass du deine persönlichen Grenzen kennst und diese deinem Kind kommunizierst. Kennt es deine Grenzen nicht, kann es darauf keine Rücksicht nehmen.
Und halte dich an Abmachungen, die du mit deinem Kind getroffen hast oder erkläre, warum dies ausnahmsweise nicht möglich ist.
2 Sei ganz da
Oft sind wir zwar körperlich bei den Kindern, doch geistig ganz woanders. Dabei müssen nicht mal unbedingt Smartphone und co. schuld sein. Es genügt, wenn wir in Gedanken schon beim Mittagessen kochen oder noch beim Gespräch mit dem Vorgesetzten von gestern sind.
Die Kunst ist, ganz beim Kind zu sein, zuzuhören (siehe nächster Punkt) und ihm die ganze Aufmerksamkeit schenken. Natürlich nicht ständig. Aber immer mal wieder.
Vielleicht liegt es dir, dafür spezifische Zeiten zu planen oder du versuchst es, wenn es sich gerade so ergibt.
3 Stelle Körperkontakt her
Ich würde behaupten, dies sei eine der wichtigsten und stärksten Möglichkeiten. Denn Körperkontakt macht auch uns Erwachsenen zufriedener, weil wir das Kuschelhormon Oxytocin ausschütten.
Dabei muss Körperkontakt keine Umarmung oder Kuscheln bedeuten. Auch beim Raufen, Rangeln oder einer leichten Berührung beim Buch Vorlesen entsteht Körperkontakt.
Schwieriger wird dies, wenn die Kinder langsam zu Teenagern werden. Doch auch dort gibt es Möglichkeiten, wie eine Hand auf die Schulter oder auch ein freundlicher Knuff in den Bauch.
4 Übe dich im Zuhören
Höre aufmerksam zu und zeige Mitgefühl.
Um dein Kind zu verstehen, ist es wichtig, ihm aktiv zuzuhören und ihm zu zeigen, dass du seine Perspektive verstehen möchtest.
Nimm dir Zeit für dein Kind und frage es nach seinen Erlebnissen und Gedanken.
Vermeide es, sofort Ratschläge oder Lösungen anzubieten und zeige stattdessen Mitgefühl für seine Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse. So wird dein Kind lernen, sich selbst besser auszudrücken und sich verstanden zu fühlen.
Dazu gefällt mir der Ausdruck «Zuhören, um zu verstehen, nicht um zu antworten».
5 Zeige Interesse
Interessiere dich für Dinge, die dein Kind tut oder wichtig findet.
Du musst dir nicht stundenlang über den neuesten Skin in Fortnite erzählen lassen, wenn dir das völlig egal ist. Finde stattdessen Aspekte des Themas, die dich neugierig machen.
Vielleicht möchtest du wissen, was dein Kind denn an dem Spiel faszinierend findet oder ihr unterhaltet euch über ein anderes Thema.
Durch dein (ehrliches) Interesse fühlt sich dein Kind verstanden und unterstützt. Auch lernt es, wie man sich für ein Thema erkundigen kann. Plötzlich fragt es nach, was du denn da bei deiner Arbeit eigentlich machst.
6 Spiele
Spiele mit deinem Kind. Versucht ein Spiel zu finden, bei dem du auch Freude hast. Du brauchst dich nicht zu zwingen bei Rollenspielen mitzuwirken, wenn dir das völlig widerstrebt.
Sucht stattdessen ein lustiges Gesellschaftsspiel oder bastelt etwas.
Ich glaube, die meisten Eltern finden irgendein Spiel, welches ihnen tatsächlich Spass bereiten. Dein Kind spürt, ob du wirklich mit Freude bei der Sache bist oder nicht.
Spielen kannst du schon mit einem ganz kleinen Baby, indem du ihm Dinge zeigst oder vorsingst. Später können beispielsweise Fingerverse zum Einsatz kommen und später werden die Spiele immer ausgeklügelter. Mit dem Teenager sitzt du schlussendlich vielleicht sogar vor der Konsole oder dem Tablet.
Du musst nicht unbedingt mit deinem Kind spielen. Stattdessen kannst du im Umgang spielerisch sein.
Kleine Kinder lieben es, wenn du Plüschtiere, Schuhe oder Pflanzen zum Leben erweckst und ihnen diese sagen, dass es nun Zeit zum Mittagessen ist.
Grössere Kinder verstehen dafür schon sprachliche Nuancen und es ist möglich damit zu spielen.
7 Erfülle Bedürfnisse
Kleine Babys haben noch keine Möglichkeiten ihre Bedürfnisse aufzuschieben, darum ist es wichtig, diese so zeitnah, wie möglich, zu erfüllen.
Das bedeutet das Kind aufzunehmen, wenn es weint. Hab keine Angst davor, es würde das Weinen in irgendeiner Form ausnutzen. Das kann ein Baby oder Kleinkind nicht. Es hat ein wichtiges Bedürfnis und dieses sollte möglichst erfüllt werden.
Wichtig ist, dass auch deine Bedürfnisse noch Platz finden. Je grösser dein Kind wird, desto eher kann es etwas ausharren, bis sein Bedürfnis erfüllt wird.
Also kann ein Baby noch nicht warten, bis du deinen Kaffee fertig getrunken hast, dein 2-Jähriger hingegen schon. Oder zumindest kannst du es mit dem 2-Jährigen üben.
Ein älteres Kind kann auch schon verstehen, dass deine Kaffeepause wichtig für dich ist und indem du daran festhältst, bist du ein grossartiges Vorbild darin gut für dich zu sorgen.
8 Respektiere alle Gefühle
Gib deinem Kind den Raum, seine Gefühle auszudrücken und zeige Verständnis.
Kinder sind noch dabei, ihre Gefühle zu verstehen und zu lernen, wie sie damit umgehen können.
Als Elternteil hast du eine wichtige Rolle dabei, eine sichere Vertrauensbasis für dein Kind zu schaffen, in der es sich sicher fühlen kann, seine Gefühle auszudrücken.
Wenn dein Kind wütend oder traurig ist, lass es sich abreagieren und höre zu, was es zu sagen hat. Zeige ihm Verständnis und unterstütze es dabei, seine Emotionen zu regulieren.
Zeige Mitgefühl dafür, was dein Kind empfindet. Lasse es wissen, dass du die Gefühle ernst nimmst und Verständnis dafür hast.
Fällt es dir schwer, beispielsweise die Wut deines Kindes zuzulassen und du bist versucht, es abzulenken oder anderweitig zu versuchen den Ausbruch zu stoppen? Hast du selbst Schwierigkeiten deine Wut zuzulassen und als hilfreich zu akzeptieren?
Damit bist du nicht allein.
Und du bist diesen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert.
Wenn du magst, unterstütze ich dich dabei, deine Wut zu integrieren und für dich sogar positiv nutzen zu können. Melde dich gerne bei mir für ein kostenloses Kennenlerngespräch oder unter goni@mamaleicht.ch
9 Schenke Vertrauen
Vertraue darin, dass dein Kind weiss, was es braucht. Nimm seine Bedürfnisse und Wünsche ernst. Wobei ernst nehmen nicht bedeutet, dass du deinem Kind jeden Wunsch erfüllen müsstest.
Wenn Eltern den Raum schaffen, damit ihre Kinder ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken können, fühlen sich die Kinder gehört und respektiert. Dies kann ihnen helfen, ein besseres Verständnis für sich selbst und ihre Beziehung zu ihren Eltern zu entwickeln.
Vertrauen zu schenken kann auch bedeuten, einen Teil der Verantwortung abzugeben. Je grösser dein Kind ist, desto eher kannst du mit ihm Dinge ausdiskutieren und ihr könnt gemeinsam entscheiden. Das nimmt dir Druck, denn du musst nicht alles besser wissen und gleichzeitig stärkt ihr so eure Beziehung.
10 Traue deinem Kind etwas zu
Lass dein Kind selbständige Entscheidungen treffen und auch Fehler zu machen.
Vielleicht möchte dein Kind keine Jacke anziehen, dann lass es fühlen, wie kalt es draussen ist. Je nach Alter des Kindes möchtest du vielleicht die Jacke für den Notfall mitnehmen. Und vielleicht ist es deinem Kind tatsächlich nicht kalt.
Etwas zutrauen kann auch bedeuten, eine kleine Aufgabe im Haushalt zu übernehmen, ohne dass du nachkontrollierst. Gib also nur etwas ab, wo du tatsächlich die ganze Verantwortung abgeben magst.
Auch du kannst an dieser Aufgabe wachsen ?
Wenn das Beet perfekt gejätet sein soll, dann mach es selbst. Wenn dir vor allem wichtig ist, dass dein Kind Verantwortung übernimmt und es dir genügt, wenn es einigermassen gemacht ist – dann gib es ab.
Das bedeutet nicht, dass Eltern ihre Kontrolle aufgeben müssen, sondern dass sie ihren Kindern die Chance geben, Entscheidungen zu treffen und sich zu beweisen. Dies kann ihnen helfen, ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihnen beizubringen, Verantwortung zu übernehmen.
11 Wenns geknallt hat, gehe wieder auf dein Kind zu
Konflikte wird es immer geben, wenn mehrere Menschen zusammenkommen. In Familien sind Konflikte besonders wichtig, denn so lernen Kinder damit umzugehen.
Dazu gehört es auch, Fehler einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen. Zu laut geworden? Etwas gesagt, was du so nicht gemeint hast? Einfach weggelaufen? Wenn…… dann Sätze verwendet?
Kann passieren.
Und es ist eine hervorragende Möglichkeit, um herauszufinden, was beim nächsten Mal anders gemacht werden kann.
Also mach den ersten Schritt und gehe, sobald es für dich möglich ist, wieder auf dein Kind zu. Zeige ihm, dass ein Knall nicht das Ende der guten Beziehung bedeutet und dass du es liebst, auch wenn du mal die Nerven verlierst.
12 Schenke bedingungslose Liebe
Knüpfe deine Liebe nicht an Bedingungen. Zeige deinem Kind, dass du es auch liebst, wenn es sich nicht so verhält, wie du dir das vorstellst. So erkennt dein Kind, dass eure Beziehung unumstösslich sicher ist.
Ein schöner Nebeneffekt: Dein Kind wird viel eher zu dir kommen, wenn ihm etwas Doofes passiert ist.
Wenn dein Kind das Gefühl hat, dass es nur geliebt wird, wenn es sein Zimmer aufräumt und brav spielt, statt wild zu toben, kann es sich nicht frei entwickeln. Es wird unsicher in seinen Handlungen und kann das Gefühl entwickeln nur liebenswert zu sein, wenn es bestimmte Anforderungen erfüllen kann.
13 Kenne den Liebes-Typ deines Kindes (und deinen am besten auch)
Hast du schon von den verschiedenen Sprachen der Liebe gehört? Diese Theorie besagt, dass wir alle auf unterschiedliche Liebes-Gesten ansprechen.
Kennst du den Typ deines Kindes, so kannst du ihm deine Liebe besser zeigen.
Die 5 Sprachen der Liebe sind ein Konzept des Autors Gary Chapman, der in seinem Buch «Die 5 Sprachen der Liebe*» erklärt, dass es verschiedene Arten gibt, Liebe zu zeigen und zu empfangen. Die fünf Sprachen sind:
- Wertschätzung und ermutigende Worte
- Zeit und Aufmerksamkeit
- Geschenke, die zeigen, dass man an den anderen denkt
- Dienstleistungen – Unterstützung bei Projekten oder Bastelarbeiten, Vorbereiten des Lieblings-Snacks
- Körperliche Berührung
Chapman argumentiert, dass jeder Mensch eine primäre und sekundäre Sprache der Liebe hat und dass es wichtig ist, die Sprache der Liebe seiner Familie zu verstehen, um die Liebe auf eine Art und Weise zu zeigen, die auch wirklich ankommt.
14 Geniesse unverplante Momente
Lebe im Moment und schätze die Kindheit. Die Zeit der Kindheit ist begrenzt und darum ist es sehr wertvoll, zwischendurch den Tag in der Geschwindigkeit des Kindes zu leben.
Vermeide es, einen strikten Zeitplan durchzuziehen und gib deinem Kind die Möglichkeit, die Welt zu erkunden und neue Dinge zu lernen.
Nimm dir Zeit für gemeinsame Aktivitäten, sei es beim Spielen oder beim gemeinsamen Essen. Dein Kind gibt das Tempo und die Tätigkeit vor.
Das klappt natürlich nicht annähernd jeden Tag. Doch ab und zu solche gemütlichen Tage einzuschalten gibt eurer Beziehung viel.
15 lacht gemeinsam
Wenn wir lachen, fühlen wir uns sofort besser – das konnten Studien bestätigen. Sogar ein erzwungenes Lächeln macht uns zufriedener, wie toll wirkt dann erst ein richtiges Lachen.
Und wir können nicht gleichzeitig lachen und wütend sein.
Vielleicht gelingt es euch, über blöde Situationen zu lachen, statt euch zu ärgern. Beispielsweise über ein verschüttetes Glas Milch oder den verpassten Bus.
Und sucht nach Aktivitäten, die euch zum lachen bringen. Vielleicht könnt ihr gemeinsam ein lustiges Spiel spielen, Comics lesen oder einen lustigen Film schauen.
16 Sei liebevoll und achtsam
Wenn du mit deinem Kind zusammen bist, versuche dich liebevoll zu verhalten, beispielsweise mit einer liebevollen, wertschätzenden Sprache und einer positiven Körpersprache.
Bringe deinem Kind Geduld entgegen.
Strafen, Schimpfen und Belohnungen passen nicht zu einen liebevollen Umgang, ebenso wenig wie es zu beschämen oder auszulachen. Zeige ihm, dass es ok ist, Fehler zu machen und wie wichtig diese sind, um zu lernen.
Wenn du unsicher bist, wie ein liebevoller Umgang in einer bestimmten Situation sein könnte, dann stell dir die Frage: «Was würde die Liebe tun?».
17 Nimm dich zurück
Es ist wichtig, dass du deinem Kind Freiraum gibst, wenn es mal keine Lust auf Nähe, Spiele oder Liebesbeweise hat.
Vertraue auf die Signale deines Kindes und respektiere seine Bedürfnisse nach Nähe und Distanz. Denn sowohl Bindung als auch Autonomie zählen zu den wichtigsten psychischen Grundbedürfnissen von Kindern.
Wenn du dein Kind in beiden Bereichen achtsam begleitest, wird es eine gesunde Balance zwischen Nähe und Distanz finden und eine starke Bindung zu dir aufbauen können.
Welche diese 17 Tipps wirst du für dich und dein Kind umsetzen? Hast du vielleicht etwas Neues erfahren, was du unbedingt ausprobieren möchtest?
Zusammenfassend können wir festhalten, dass eine gute Beziehung auf einem respektvollen Umgang miteinander, klaren Grenzen und einer liebevollen Kommunikation basiert.
Quellenangaben zu wissenschaftlichen Studien und Expertenmeinungen, die die Wichtigkeit der Bindung zwischen Mutter und Kind und die Vorteile einer starken Bindung belegen:
- Feldman, R. (2015). The adaptive human parental brain: implications for children’s social development. Trends in Neurosciences, 38(6), 387-399.
- Ainsworth, M. D. S., Blehar, M. C., Waters, E., & Wall, S. (1978). Patterns of attachment: A psychological study of the strange situation. Hillsdale, NJ: Erlbaum.
- Cassidy, J., & Shaver, P. R. (Eds.). (2016). Handbook of attachment: Theory, research, and clinical applications. Guilford Press.
- National Scientific Council on the Developing Child. (2004). Young Children Develop in an Environment of Relationships. Working Paper No. 1. https://developingchild.harvard.edu/wp-content/uploads/2004/04/Young-Children-Develop-in-an-Environment-of-Relationships.pdf
- National Scientific Council on the Developing Child. (2010). The Foundations of Lifelong Health Are Built in Early Childhood. Working Paper No. 6. https://developingchild.harvard.edu/wp-content/uploads/2010/05/Foundations-of-Lifelong-Health.pdf
Bilder: Canva
Goni Boller ist Mentorin und Coach für Mütter, die einen gelasseneren und klareren Umgang mit ihren bedürfnisstarken und vielseitigen Kindern finden möchten. Sie unterstützt Eltern dabei, herausfordernde Situationen besser zu meistern, mehr Ruhe und Sicherheit im Familienalltag zu gewinnen und die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Blick zu behalten. Mit ihrem Wissen aus Hirnforschung, Neurodiversität, Psychologie und der kindlichen Entwicklung begleitet sie Mütter auf ihrem individuellen Weg, ein achtsames und stärkendes Familienleben zu gestalten.